Pressemitteilung

Kreissynode An der Ruhr: KSV-Wahlen / Diakonisches Werk soll künftig als gGmbH arbeiten

  • Nr. Pressemitteilung
  • 12.11.2022
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Wahlen zum Kreissynodalvorstand, die Fortsetzung des Konsolidierungsprozesses und die Fortführung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis An der Ruhr als gemeinnützige GmbH sowie der Jahresbericht des Superintendenten – damit befassten sich die Abgeordneten der Mülheimer Kirchengemeinden auf der Kreissynode des Kirchenkreises An der Ruhr.

Im Kreissynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises, waren einige Positionen vakant. Es wurden neu gewählt: Pfarrerin Gundula Zühlke (Lukaskirchengemeinde) als Assessorin (1. Stellvertreterin des Superintendenten), Pfarrer Michael Manz (Lukaskirchengemeinde) als Skriba (2. Stellvertreter des Superintendenten), sowie Pfarrer Christoph Pfeiffer (Kirchengemeinde Broich-Saarn) und Pfarrerin Birgit Meinert-Tack (Kreiskirchliche Pfarrstelle für Seelsorge) als erster bzw. zweite stellvertretende Skriba.

v.l.: Pfarrerin Birgit Meinert-Tack, Pfarrer Christoph Pfeiffer, Pfarrerin Gundula Zühlke, Pfarrer Michael Manz

Bericht des Superintendenten

In seinem Bericht (hier im Volltext) blickte Superintendent Gerald Hillebrand auf ein Jahr mit bleibenden und neuen Herausforderungen zurück.

Prägend für 2023 waren auch für den Kirchenkreis An der Ruhr die Folgen des Krieges in der Ukraine. Superintendent Hillebrand: „Die Stadt Mülheim sucht bei der Bewältigung dieser Aufgabe den Schulterschluss mit allen gesellschaftlichen Kräften, auch mit den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden. Ich bin sehr dankbar, dass unsere Kirchengemeinden und unsere kreiskirchlichen Werke wie das Diakoniewerk Arbeit & Kultur, das Diakonische Werk und das Flüchtlingsreferat sehr schnell zur Stelle waren.“ Der Dank des Superintendenten ging gleichermaßen an alle, die sich großzügig an Sach- und Geldspendenaktionen beteiligt haben.

Superintendent Gerald Hillebrand

Über die Hilfsangebote hinaus fordert die Konfrontation mit dem Krieg auch für Superintendent Hillebrand innere Konflikte zwischen Friedensmaxime und der Verteidigung gegen die russische Aggression heraus: „Den Widerspruch zwischen der eigenen Grundüberzeugung und den unumgänglich erscheinenden Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine auszuhalten, fällt mir schwer“, so Superintendent Hillebrand. Auch die Situation von Mülheimerinnen und Mülheimern mit kleinen Einkommen nahm er in den Blick: „Die Menschen spüren die Teuerung beim Einkaufen, beim Tanken, bei den Nebenkosten ihrer Wohnungen und Häuser. Vor allem unter denen mit geringem Einkommen macht sich Existenzangst breit.“

Auch unabhängig von der aktuellen Energiekrise steht das Thema Energieeinsparung bei der evangelischen Kirche ganz oben auf der Tagesordnung. Superintendent Hillebrand verwies auf den Beschluss der Landessynode, Klimaneutralität aller Gebäude bis 2035 zu erreichen. Die notwendigen Entscheidungen über Aufgabe oder Erhalt und Ertüchtigung von Gebäuden sind bis 2027 zu treffen.

Angesichts rückläufiger Gemeindegliederzahlen und Kirchensteuerreinahmen, stehen die Zeichen der Zeit auf Transformation, so beschrieb es Superintendent Hillebrand. Ein erster Schritt sei die Entschlackung der Kirchenordnung wie sie sich die kommende Landessynode vornehme, weitere Schritte und Impulse enthielten die Strategiepapiere „EKiR 2030“ und „Lobbyistin der Gottoffenheit“. Auch die Fusion mit benachbarten Kirchenkreisen sei, so Superintendent Hillebrand, eine sinnvolle Option.

Die Rückschau des Superintendenten auf 2022 kommt um das Thema Pandemie nicht herum: „Was den Mitarbeitenden in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Diensten in den vergangenen Jahren abverlangt wurde, lässt sich kaum vergüten“, erklärte der leitende Geistliche des Kirchenkreises An der Ruhr. Gemeinsam mit dem Katholischen Stadtdekanat hatte der Kirchenkreis An der Ruhr die Pflegenden der Stadt mit dem Ökumenischen Hoffnungspreis ausgezeichnet. Dies sei, so Hillebrand, nur ein „bescheidener Versuch, Dank und Anerkennung gegenüber den in Pflege und Betreuung tätigen Personen auszudrücken.“

Die im Rahmen des Konsolidierungsprozessen eingerichteten Arbeitsgruppen Jugend, Seelsorge, Verwaltung sowie Diakonie und Bildung erstatteten der Synode Bericht.

Zukunft der Diakonie

Die Arbeitsgruppe Diakonie und Bildung hatte für das Diakonische Werk im Kirchenkreis An der Ruhr eine Zukunftsperspektive erarbeitet, die die Angebote der Mülheimer Diakonie langfristig vor Ort erhalten soll. Dazu soll das bislang kreiskirchlich verfasste Diakonische Werk künftig als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) geführt werden. Die Kreissynode stimmte dieser Neuaufstellung in einem Tendenzbeschluss zu.

Gesellschafter der zu gründenden gGmbH sollen die Mülheimer Kirchengemeinden werden. Entsprechende Presbyteriumsbeschlüsse sind noch zu fassen. In ihrem Beschluss bat die Kreissynode die Presbyterien um ein entsprechendes Vorgehen

„Der Tendenzbeschluss ebnet den Weg dafür, dass die diakonische Arbeit auch nach gegebenenfalls kommenden Kirchenkreisfusionen lokal in Mülheim angebunden bleibt“, erklärt Superintendent Hillebrand. Die neue gGmbH könne ferner mit einer künftig eigenständigen Verwaltung diesem Bereich kostengünstiger arbeiten. Die gGmbH ist flexibel gestaltbar und offen für eine Aufnahme weiterer bisheriger kreiskirchlicher Einrichtungen. Angestrebt wird zunächst ein Betriebsübergang des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis An der Ruhr in die neue Gesellschaft mit Besitzstandswahrung und Erhalt des gleichen Tarifs für die Beschäftigten. „Personalabbau bei der Diakonie ist mit dem Übergang in die gGmbH nicht verbunden und wird auch nicht angestrebt“, betont Superintendent Hillebrand.

AG Seelsorge

Auf der Kreissynode stellte ferner die Arbeitsgruppe Seelsorge ihr neu erarbeitetes Ausbildungskonzept für Ehrenamtliche in der Seelsorge vor. Der erste Lehrgang wird im Frühjahr beginnen (siehe separater Bericht). Interessierte können sich ab sofort zu einem Informationsabend im Februar 2023 anmelden. Der Kirchenkreis trägt die Kosten für die intensive Qualifizierung der neuen Seelsorger*innen.

AG Verwaltung

Um die Verwaltungsaufgaben für den Kirchenkreis auch künftig effizient bearbeiten zu können, bereitet die AG Verwaltung den Weg zu einer Kooperation mit benachbarten Kirchenkreisverwaltungen an. Gespräche wurden mit den bereits kooperierenden Verwaltungen in Duisburg / Dinslaken und mit der Kirchenkreisverwaltung Oberhausen geführt. Einige Zahlenzulieferungen stehen noch aus, sodass die AG aktuell noch keine weitergehende Empfehlung für die Wahl des Kooperationspartners aussprechen konnte. Bis zur kommenden Kreissynode soll die konkrete Entscheidung für einen Kooperationspartner und ein operativer Zeitplan vorgelegt werden.

AG Jugend

Die AG Jugend  präsentierte der Kreissynode ihren Arbeitsstand. Ihre zentralen Zukunftspläne waren zunächst eine gemeinsame Anstellung der Jugendmitarbeitenden auf Kirchenkreisebene und die Schaffung eines neuen funktionalen Zentrums für Jugendarbeit. Nach einer Feedbackrunde in den Gemeindepresbyterien gibt es sowohl positive als auch kritische Rückmeldungen, die Beratungen werden fortgesetzt.

Haushalt

Turnusgemäß beschloss die Kreissynode An der Ruhr außerdem Haushalts- und Stellenpläne. Auch die kreiskirchlichen Kollekten 2023 wurden bestimmt. Sammlungszwecke sind die diakonische Arbeit im Partnerkirchenkreis in Daressalam (Tansania), die Notfallseelsorge und Einzelfallbeihilfen des Flüchtlingsreferates.

 

Stichwort: Synode
Die Kreissynode tagt mindestens einmal, oft zweimal im Jahr und ist das höchste Entscheidungsgremium, das „Parlament“, eines jeden Kirchenkreises. Zu den Synodalen zählen alle Pfarrerinnen und Pfarrer, sowie weitere gewählte Mitglieder aus den Gemeindepresbyterien (von den Gemeindegliedern gewählte Leitungsgremien). Die Synodalen entscheiden unter anderem über kreiskirchliche Finanzen, erarbeiten auch gemeinsame theologische und sozialethische Stellungnahmen und können Anträge an die Landessynode stellen. Die Synode verhandelt öffentlich. Zum Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr zählen rund 41.000 Gemeindeglieder.