Mit der Taufe werden Kinder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Für die Eltern ist das ein sehr emotionaler Moment, der mit vielen Hoffnungen und Wünschen für den Nachwuchs verbunden ist. Zwei Familien berichten, warum ihnen die Taufe wichtig ist und ihnen Sicherheit gibt.
„Das war alles sehr emotional für mich. Es ist einfach ein bedeutender Schritt“, blickt Julika Weniger auf die Taufe ihrer beiden Töchter zurück. Ihr und ihrem Mann Alexander sei es wichtig gewesen, Elea (1) und Malin (3) in die christliche Gemeinschaft aufnehmen zu lassen. „Das gibt uns Sicherheit, weil wir wissen: Es ist jemand an ihrer Seite, der ihnen Halt und Kraft geben kann“, schildert die 36-Jährige aus dem saarländischen Niederlinxweiler.
Corona sorgt für doppelte Freude
Dass sich die Familie beim Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Remmesweiler doppelt freuen konnte, hat einen einfachen Grund: „Die Taufe von Malin musste coronabedingt verschoben werden. Weil zwischenzeitlich Elea auf die Welt kam, haben wir die Taufen zusammen gefeiert“, erzählt Julika Weniger. Im Nachhinein sei sie darüber sehr glücklich. „Das hat das Fest noch besonderer gemacht.“
Trauung, Taufe und Kircheneintritt an einem Tag
Gleich dreifachen Grund zur Freude hatte Familie Maurer aus St. Wendel. Das Ehepaar feierte aufgrund von coronabedingten Verschiebungen in der evangelischen Stadtkirche in St. Wendel nicht nur die Taufe seiner Tochter, sondern zugleich die kirchliche Trauung und den Wechsel des Ehemanns von der katholischen zur evangelischen Kirche.
„Das war der perfekte Tag für uns“
Das Paar ist sich einig: „Das war der perfekte Tag für uns.“ Alles sei so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hätten. „Der Vorbereitungsstress war schnell vergessen und das Wetter hat mitgespielt“, berichtet Nina Maurer. Gefeiert wurde mit Familie und Freunden im Dorfgemeinschaftshaus, Daniel Maurers Vater war zur Freude aller extra aus Amerika angereist.
Taufe nicht nur symbolischer Akt
Die Taufe ihrer Tochter war für die Maurers dabei nicht einfach nur ein symbolischer Akt. Denn dem Ehepaar ist es wichtig, dass Ella Paten an ihrer Seite hat. „Dann wissen wir: Wenn uns etwas passiert, ist jemand für sie da“, betont Daniel Maurer – und spricht damit auch dem Ehepaar Weniger aus der Seele.
Bei Notfällen in guten Händen
„Den Kindern besondere Menschen an die Seite zu stellen, damit sie bei Notfällen in guten Händen sind, zählt zur Kernidee der Patenschaften“, greift Christine Unrath die Motivation der beiden Elternpaare auf. Die Pfarrerin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde St. Wendel hat die drei Töchter getauft. Darüber hinaus hätten Patinnen und Paten die Aufgabe, die Kinder im Glauben zu unterstützen.
Freunde statt Familie als Paten
Das Ehepaar Weniger hat für die Töchter Freunde als Patinnen und Paten ausgewählt. „Die Familie ist ohnehin immer an ihrer Seite. Deshalb wollten wir jemanden, der noch mal speziell für jedes Kind da ist“, erklärt Julika Weniger. Bei ihr sei das ebenfalls der Fall. „Der Kontakt ist über all die Jahre geblieben, obwohl meine Patentanten nicht in der Nähe wohnen.“ Das zeige, dass zwischen Kindern und ihren Patinnen und Paten ein starkes Band entstehe. Ein solches Band soll die Taufe auch zwischen dem Täufling und der Kirchengemeinde herstellen. „Mit der Taufe wird das Kind in die christliche Gemeinschaft aufgenommen“, sagt Unrath.
Familien gestalten Gottesdienst mit
Vollzogen wird die Taufe in der Regel in einem Gottesdienst in der Kirche. „Hin und wieder wird an besonderen Orten getauft, etwa am Fluss oder einer Quelle“, so Unrath. Es gebe viele Gestaltungsmöglichkeiten. „Ich selbst lege Wert auf eine kindgerechte, leichte Sprache und habe etwa ein Kindergebet zur Taufe entwickelt.“ Die Pfarrerin holt zudem stets die Familien sowie die Patinnen und Paten bei der Gottesdienstvorbereitung mit ins Boot. Das betrifft etwa die Liederauswahl oder das Vorlesen von Texten und Fürbittengebeten – seit Corona aber auch die Taufpraxis an sich. „Wegen der Hygieneregeln habe ich die Eltern ihre Kinder taufen lassen. Sie durften das Wasser über den Kopf gießen und die Hand auflegen“, erzählt Unrath. Möglich sei das, weil in der protestantischen Praxis jeder Mensch den Segen weitergeben dürfe. „Das sind so berührende Momente, dass wir das beibehalten möchten.“
Wasser als Symbol des Lebens
Die Taufe wird im Namen des dreieinigen Gottes vollzogen: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dabei wird der Kopf des Täuflings dreimal mit Wasser begossen. Das Wasser ist das wichtigste Zeichen der Tauffeier. Es ist Symbol für das Leben. Die Täuflinge erleben im Wasserritus, was Jesus Christus durchlebt hat.
T-Rex-Taufe als Voraussetzung
„Bei uns dürfen die Familien das Taufwasser einfüllen. Sie schütten symbolisch Freude, Liebe, Verantwortung und Vertrauen in unsere Taufschale“, schildert Unrath. Den Taufspruch lässt sie ebenfalls von den Eltern vorlesen. „Ich musste auch schon einmal zuerst ein Häschen oder einen T-Rex mit Wasser übergießen, damit die Kinder sich sicher fühlten“, erzählt Unrath mit einem Schmunzeln. Die Taufe steht schließlich für ein dreifaches Ja: das Ja des Täuflings zu Gott und das Ja Gottes sowie das Ja der Gemeinde zum Täufling.
„Taufe ist zunehmend freie Entscheidung“
Rund 45 Taufen werden in der Gesamtkirchengemeinde St. Wendel jährlich gefeiert. Einen Aspekt findet die Pfarrerin daran besonders schön: „Die Taufe ist zunehmend eine freie Entscheidung. Immer weniger Eltern haben den Druck aus ihrem Umfeld, ihr Kind taufen lassen zu müssen.“ Im Fokus stehe nicht das Event, sondern die Symbolik. „In den Vorbereitungsgesprächen berichten mir viele Eltern etwa von eigenen Erfahrungen auf Freizeiten und in Kindergottesdiensten.“ All das möchten sie laut der Pfarrerin ihren Kindern ebenfalls ermöglichen.
Gemeinde begleitet Kind auf Lebensweg
Die Kirche habe in diesem Zusammenhang die Aufgabe, als einladende Gemeinde aufzutreten. „Jedes Kind sollte es erleben dürfen, in einer Gemeinde willkommen zu sein“, bekräftigt Unrath. Die Gemeinde begleite das Kind schließlich auf seinem Lebensweg: über Angebote wie Kindergottesdienste oder Jugendgruppen, aber auch durch die Konfirmandenarbeit. „Für viele Eltern ist dieses Dazugehören zu einer Gemeinschaft die Motivation, ihre Kinder taufen zu lassen.“ Dabei spielten die christlichen Werte, die in den Gemeindeangeboten vermittelt würden, eine entscheidende Rolle.
Christliche Werte als Anker
Die Geschichten von Familie Maurer und Familie Weniger bestätigen Unraths Erfahrungen. „Der Glaube spielt für uns schon immer eine wichtige Rolle. Wir wurden christlich erzogen. Die christlichen Werte wie Höflichkeit, Respekt und Hilfsbereitschaft möchten wir unserer Tochter mit auf den Weg geben“, sagt der 33-jährige Daniel Maurer.
„In der Kirche hilfts man sich“
Toll sei, dass die Kirche diese Werte in Kinder- und Jugendgruppen spielerisch vermittle. Solche Angebote haben Nina und Daniel Maurer als Kinder und Jugendliche selbst gerne wahrgenommen. Nina Maurer schätzt den Zusammenhalt in der Kirchengemeinde in ihrem Heimatstadtteil Leitersweiler. „Die Kirche hier ist ein Ort, an dem man sich hilft, wenn etwas gebraucht wird“, bringt es die 30-Jährige auf den Punkt.
Gemeindeangebote haben hohen Stellenwert
Ebenso empfindet Familie Weniger. Das Gemeindeleben hat für das Ehepaar einen hohen Stellenwert: die Angebote für die Jüngsten wie Kindergottesdienste ebenso wie die Gottesdienste etwa zu den wichtigen kirchlichen Festen wie Weihnachten und Ostern. „Das gehört für mich dazu, um gedanklich diese Feste einzuleiten“, so Julika Weniger. Sie hat selbst eine Zeit lang einen Kindergottesdienst geleitet.
Taufe als Fundament für die Zukunft
Gerechtigkeit, Frieden, Barmherzigkeit und Nächstenliebe: Diese Werte sehen Alexander und Julika Weniger als einen elementaren Baustein für die Erziehung ihrer Kinder. „Das wird – vor allem in der aktuellen, krisengeprägten Zeit – immer wichtiger“, so Julika Weniger. Deshalb versucht das Paar, kleine Rituale in den Familienalltag zu integrieren. Vor dem Essen geben sich die vier etwa die Hände und wünschen sich einen guten Appetit. „Mit solchen vermeintlichen Kleinigkeiten möchten wir Werte wie Dankbarkeit vorleben und zeigen, was uns wichtig ist und was wir erwarten.“ Mit der Taufe wiederum solle ein Fundament für die Zukunft gelegt werden. „Wir möchten unseren Töchtern die Chance bieten, an etwas glauben zu können“, sagt Julika Weniger stellvertretend für beide Familien. Natürlich könne man nicht sagen, ob sie später den Glauben lebten oder nicht. „Aber so haben sie zumindest die Wahl.“
Glaubensfragen spielen Rolle bei Vorbereitung
Auch deshalb legt Pfarrerin Unrath großen Wert auf eine intensive Auseinandersetzung mit Glaubensfragen rund um die Taufe und deren Vorbereitung. Meist besuche sie die Familien vorab zu Hause. „Dann lerne ich die Kinder und Eltern kennen, rede mit ihnen über ihre Motivation, die Wünsche, den Glauben und etwa den Taufspruch.“ Manchmal entstünden dabei ganz persönliche Gespräche, die teils in die seelsorgliche Richtung gingen. „Das ist für mich immer wieder etwas Besonderes und Berührendes.“
Gottesdienst mit persönlicher Note
Diese Vorbereitungszeit hat das Ehepaar Weniger sehr genossen. „Mit der Großen konnten wir viel über die Taufe und den Glauben sprechen. Das hat dem Ganzen einen besonderen Charakter verliehen“, so Julika Weniger. Entsprechend werde Malin sicherlich eine ganz andere Erinnerung an die Taufe haben als ihre kleine Schwester. „Sie hat mit uns über die Bedeutung der Texte gesprochen und sich das Lied ,Gott hat alle Kinder lieb‘ gewünscht. Es war schön, das so mitzuerleben.“ An den Taufgottesdienst denkt Julika Weniger ebenfalls gerne zurück – vor allem aufgrund der persönlichen Note: „Wir haben gemeinsam mit der Familie Lieder gesungen, die wir bereits im Urlaub geübt hatten.“
„Ohne Feier hätte etwas gefehlt“
Gefeiert wurde im Anschluss zu Hause. „Es gab Brunch, Kaffee und Kuchen und wir haben ein paar Aktionen vorbereitet.“ So habe man etwa Luftballons gen Himmel steigen lassen und ein Mobile aus Holz gebastelt. „Das ist eine schöne Erinnerung an die Taufe.“ Ohnehin bedeutete ihr das Fest viel. „Ohne Feier hätte etwas gefehlt. Uns war es wichtig, einen schönen Tag daraus zu machen, an den man sich gerne zurückerinnert.“ Am Ende sei alles wunderbar gewesen. „Alle waren da, das Wetter hat mitgespielt und die Kinder hatten Spaß an den Aktionen.“
Hinweis: Die Geschichte ist Teil der aktuellen, 19. Ausgabe des Evangelischen Elternmagazins Zehn14. Alle Informationen zum Magazin finden Sie hier.