Arbeitsplatz Klinikbett – So arbeitet die Krankenhausseelsorge

So arbeitet die Krankenhausseelsorge

Am Krankenbett, dort ist der Ort, wo Klaudia Schmalenbach und Guido Möller am dringendsten gebraucht werden, da sind sich beide Krankenhausseelsorger*innen schnell einig. Pfarrerin Schmalenbach arbeitet im Evangelischen Krankenhaus (EKM) und Pfarrer Möller im katholischen St. Marien-Hospital auf dem Kirchenhügel. Sie besuchen jeden Tag Patientinnen und Patienten, hören, was sie bewegt, helfen, wo es geht, und begleiten sie.

Mehrere hundert Betten sind jeden Tag im Evangelischen Krankenhaus (EKM) belegt, eine fünfstellige Zahl an Patient*innen kommt jedes Jahr in die Klinik. „Klar, dass wir nicht jeden kennen lernen können“, sagt Pfarrerin Klaudia Schmalenbach, langjährige Krankenhausseelsorgerin im EKM. „Aber: Wenn wir gerufen werden, kommen wir immer.“ Wer Patient*in ist und sich einen Besuch des Pfarrers oder der Pfarrerin wünscht, kann sie über das Haustelefon anrufen. Auch von Angehörigen oder über die Gemeindepfarrer*innen  nehmen Klaudia Schmalenbach und Guido Möller Besuchswünsche entgegen.

„Mit den Gemeinden arbeiten wir eng zusammen“, erklärt die Krankenhausseelsorgerin. „Ich habe hier zum Beispiel eine Dame kennen gelernt, die Witwe geworden ist. Da habe ich an ihren Pfarrer weitergegeben, dass sie gern etwas Anschluss an ihre Gemeinde hätte. Für die Pfarrer ist es nicht möglich, jedes Gemeindemitglied zu besuchen, das im Krankenhaus liegt. Aber für die Betreuung hier im EKM sind wir ja da. Und wenn die Patientinnen und Patienten es möchten, sorgen wir auch dafür, dass sie nach der Entlassung in Ihrer Gemeinde einen Ansprechpartner haben.“

Manchmal werden die Krankenhausseelsorger*innen auch von den Schwestern und Pflegern auf den Stationen gerufen. „Dann ist es möglicherweise ein Notfall und wir fragen, ob wir den Angehörigen beistehen können. Wenn die Menschen das wünschen, beten wir mit ihnen. Natürlich kommt es auch vor, dass Patientinnen und Patienten im Krankenhaus sterben. Dann ist es unsere Aufgabe, für die Angehörigen einen persönlichen und würdevollen Abschied zu ermöglichen.“ Solche Notfälle sind oft nicht vorhersehbar. Damit in dringenden Fällen Patient*innen und Angehörige nicht alleine sein müssen, sind die Krankenhausseelsorger*innen für die Stationen auch außerhalb der gewöhnlichen Dienstzeiten erreichbar.

Aber natürlich ist der Seelsorgebesuch für die Patient*innen keine „Pflicht“: „Die Patienten entscheiden selber, ob sie uns brauchen. Wir fragen auch, ob jemand lieber allein sein möchte und respektieren den Wunsch natürlich“, erklärt Klaudia Schmalenbach.

Der Dienst am Krankenbett ist den Seelsorgenden zwar sehr wichtig, aber es ist nicht ihr einziger Einsatzort. „Die Arbeit hier ist sehr vielfältig, und das ist es auch, was mir hier so gut gefällt“, erzählt Klaudia Schmalenbach. Zusammen mit ihren katholischen Kollegen feiern Klaudia Schmalenbach und Guido Möller Gottesdienste. Schmalenbach: „Hier praktizieren wir Ökumene ganz selbstverständlich.“ Außerdem geben die Pfarrerin und der Pfarrer ihre Seelsorge-Erfahrungen im Unterricht an die Pflegeschüler*innen weiter. Klaudia Schmalenbach ist außerdem die erste Ansprechpartnerin für die Grünen Damen und Herren, die Ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die sich um die Patient*innen kümmern und zu Besuchen auf die Stationen gehen. „Und wir sind auch für die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da“, sagt Guido Möller, der selbst eine Krankenpflegeausbildung abgeschlossen hat. „Pflegende und Ärzte erleben auch oft belastende Situationen. Immer wieder ergeben sich ,Zwischendurchgespräche‘ auf dem Gang oder im Fahrstuhl. Die Zeit dafür bringen wir mit.“

  • Annika Lante