„Der Herr segne euren Dienst in der Notfallseelsorge, auf dass ihr den Menschen Trost und Hoffnung bringt“ – in einem Berufungs- und Entsendegottesdienst in der Fahrzeughalle der Essener Hauptfeuerwache wurden 21 neue ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger für ihren Dienst in Essen, Mülheim und Oberhausen beauftragt.
Leitende Geistliche der beteiligten drei evangelischen Kirchenkreise und katholischen Stadtdekanate nahmen die Einführung gemeinsam mit den Koordinatoren der Notfallseelsorge und Landespfarrerin Bianca van der Heiden vor.
Zahlreiche Repräsentanten der Feuerwehren, der Polizei und weiterer Hilfsdienste – u.a. DRK, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst, DLRG und THW – aus den drei Städten, bereits amtierende Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sowie Familienangehörige, Freundinnen und Freunde der jetzt neu zu Berufenen wohnten dem Gottesdient in der großen Fahrzeughalle der Feuerwache teil. Für die musikalische Gestaltung sorgte ein Musikzug der Feuerwehren Essen und Bottrop; die Predigt hielt der Leiter der Essener Berufsfeuerwehr, LtdBD Thomas Lembeck. Ein Kreuz aus Feuerwehrleitern, das Einsatzfahrzeug der Essener Notfallseelsorge, zwei Teddys und der Notfallseelsorge-Rucksack bildeten einen eindrucksvollen optischen Rahmen.
Ob nach schweren Autounfällen oder einem Suizid, nach ungeklärten Todesfällen zu Hause oder einem katastrophalen Unglück: Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sind immer dann im Einsatz, wenn die Seele von Betroffenen, Angehörigen oder Augenzeugen nach einem traumatischen Ereignis Schaden nehmen kann. In erster Linie vermitteln sie den Betroffenen das Gefühl, nicht ganz allein zu sein, und versuchen, ihren Schmerz etwas zu lindern – mit einer mitfühlenden Geste oder mit Worten, mit einem Gebet oder auch nur durch die bloße Anwesenheit.
Die neuen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger aus Essen (11), Mülheim an der Ruhr (8) und Oberhausen (2) haben von Januar bis Oktober eine intensive Ausbildung mit wöchentlichen Kursabenden, Ausbildungswochenenden und Praktika im Rettungsdienst der Feuerwehr absolviert. Die Notfallseelsorge in Mülheim an der Ruhr und die Ökumenische Notfallseelsorge Essen bilden bereits seit 2013 gemeinsam für diesen Dienst aus, verabreden Fortbildungen und unterstützen sich bei Einsätzen gegenseitig. Im Zuge der neuen MEO-Konzeption – der Zusammenführung der Notfallseelsorgesysteme in Mülheim an der Ruhr, Essen und Oberhausen – wurden nun erstmals auch zwei Ehrenamtliche aus Oberhausen in diese Ausbildungsgemeinschaft einbezogen; die Zusammenarbeit soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Pfarrerin Klaudia Schmalenbach aus Mülheim wurde im Gottesdienst aus der Mitarbeit in der Notfallseelsorge verabschiedet.
Stichwort: Notfallseelsorge
Die 105 Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in Essen, Mülheim und Oberhausen wurden 2021 insgesamt 373-mal durch die Leitstellen von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdiensten angefordert; außerdem halfen sie an 24 Tagen in Ortschaften, die von der verheerenden Flutkatastrophe besonders betroffen waren. Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger versehen ihren Dienst zusätzlich und ehrenamtlich. Einige von ihnen sind hauptberuflich in verschiedenen pfarramtlichen oder pastoralen Arbeitsfeldern tätig; andere kommen aus den Bereichen Beratung, Psychologie, Pädagogik oder Sozialer Arbeit. Themen der Ausbildung sind insbesondere Grundlagen der Trauma-Psychologie und Kommunikation, Umgang mit Belastungsreaktionen sowie die Strukturen bei Feuerwehr, Polizei, Rettungsdiensten und in der Kirche. Hinzu kommen Einsatzpraktika bei Rettungsdiensten und Polizei. Wer sich für den Dienst bei der Notfallseelsorge interessiert, sollte körperlich und seelisch belastbar sein und sich auch in schwer zugängliche Verhaltensweisen einfühlen können. Wichtig ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Distanzierung, um eigene Reaktionen einordnen zu können. Notfallseelsorger verabschieden Verstorbene auf Wunsch der Angehörigen mit einem Gebet oder christlichen Ritual; sie sollten daher Mitglied einer Kirche sein. Voraussetzungen sind ferner ein Mindestalter von 35 Jahren und das Einverständnis, an 14 Tagen im Jahr die Rufbereitschaft zu übernehmen.
- Annika Lante
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