Pressemitteilung

Reformationsgottesdienst: 507 Jahre und noch nicht aus der Puste

  • Nr. Pressemitteilung
  • 04.11.2024
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„Geht uns nach 507 Jahren Reformation die Puste aus? Ist Gott nur noch Heiße Luft?“, fragte Superintendent Michael Manz zu Beginn des Reformationsgottesdienstes in der Heißener Gnadenkirche – die Antwort verriet der Titel, unter dem die besondere Gottesdienstfeier stand: „Pustekuchen – von wegen!“

Eine Klagemauer aus Pappkartons beschrifteten Petra Busch und Alexandra Cordes gemeinsam mit Superintendent Michael Manz zu Beginn des Gottesdienstes – mit all den Klagen und Nöten, die Gemeindemenschen manchmal außer Puste bringen: Frust über nicht honoriertes Engagement, hoher Termindruck oder „Innovatiönchen“, die nur so lange willkommen sind, wie sie die etablierte Struktur nicht stören.

Petra Busch, Pfarrerin Alexandra Cordes, Superintendent Michael Manz in der Gnadenkirche

„Was ist jetzt ,dran‘ in der Kirche? Was ist zu tun nach 507 Jahren Reformationsgeschichte – außer Substanzerhalt am Bau?“ fragte Superintendent Manz. Gebäude und ihr Erhalt seien nicht alles, darauf wies er in seiner Predigt hin. „Klar, Kirchenräume bieten Schutz und geben Raum für Zusammenhalt. Aber sie errichten auch Schwellen, die für einige kaum überwindbar sind.“ Sind dann dahinbröselnde Gebäude und Mauern im Zerfall Sinnbild für den aktuellen Zustand der Kirche?  – „Von wegen!“.
Symbolisch dafür standen die Bilder auf der Rückseite der „Klagemauer“ aus Kartons: Löwenzahn-Blüten, die aus der Fugen zwischen den Mauersteinen wachsen.

Der Superintendent warb für einen „Pustekuchenglauben“. „Wie wäre es, wenn wir in die Mauerreste Löwenzahnsamen hineinpusten? Die Blume, die daraus entspringt, zeigt, dass etwas wächst, dass Kirche blüht – und dass uns auch nach 500 Jahren Reformationsgeschichte die Puste nicht ausgeht.“

Die Karton-Mauer im Altarraum wurde noch während des Gottesdienstes abgebaut. Der Inhalt der Kartons durften die Gottesdienstbesucher*innen mit nach Hause nehmen: ein keines Samen-Tütchen als Anstiftung zum Selber-Pusten.

 

Stichwort: Reformation

Bezugspunkt für den Feiertag ist der 31. Oktober 1517, an dem Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen zu Ablass und Buße an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug. Die damalige Auffassung war: Nur durch gute Taten und auch durch erkauften Ablass lasse sich Gottes Liebe „verdienen“. Luther und einige Zeitgenossen kritisierten diese Vorstellung: Gottes Zuwendung muss nicht erst verdient werden. Die Erlösung aller Menschen ist stellvertretend durch Jesu Tod am Kreuz geschehen. Diese von vielen Menschen als befreiend empfundene Argumentation gab den Anstoß zur Reformation.
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