Die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde verabschiedet KMD Gijs Burger mit großem musikalischen Programm (VVK Infos hier) in den Ruhestand. In zwei Interviews schildern Gijs Burger und sein Nachfolger Christoph Gerthner ihre Leidenschaft für gute Musik und welche Rolle die Musik für sie im Gottesdienst spielt.
Abschiedskonzerte in der Petrikirche
Weihnachtsmesse von Praetorius I
Freitag, 8. Dezember, 20 Uhr
Samstag, 9. Dezember, 18 Uhr
Mehrchörige Werke für Solisten, Chören, Instrumente und Orgeln von Michael Praetorius (1571-1621)
Eine festlich ausgestaltete lutherische Messe zu Weihnachten, wie sie zur Zeit Praetorius um das Jahr 1620 hätte erklingen können
mit u.a. Puer natus in Bethlehem & Quem pastores laudavere
-> Karten gibt es im Vorverkauf am Mittwoch, 29.11. & 6.12., und Freitag, 1.12., jeweils von 16-17 Uhr im Petrikirchenhaus. Restkarten an der Abendkasse. https://www.musik-in-petri.de/weihnachtsmesse-von-praetorius/
Gijs Burger: „Musik berührt den Menschen“
Gijs, wo schlägt dein „kirchenmusikalisches Herz“?
Da, wo spannende Musik zu finden ist und wo es Werke gibt, in denen man, auch wenn man sich lange damit beschäftigt, immer wieder Neues entdeckt. Dabei bewegen mich die nachdenklichen Stücke – ob vokal oder instrumental und gleich aus welcher Stilrichtung – am meisten.
Warum braucht es Musik in der Kirche?
Ich glaube, einem Gottesdienst ohne Musik fehlt einfach eine Dimension. Musik bereichert den Gottesdienst um weitere Ebenen und kann Menschen viel tiefer ansprechen als Worte allein. Und Kinderstimmen berühren noch mal besonders. Nicht ohne Grund singen in allen Domen und Kathedralen weltweit gut ausgebildete Kinder- und Jugendstimmen in der Liturgie! Das Zusammenwirken von gesprochenem Text und gesungener Musik fasziniert mich an Kirchenmusik immer wieder. Wenn diese beiden Elemente gut aufeinander abgestimmt sind, wie ich das in der Liturgie und natürlich besonders in den Evensongs versucht habe, entwickelt das eine große Kraft und sagt mehr aus, als wenn z. B. eine ganze Reihe Stücke hintereinander im Konzert gesungen werden.
Wo bist du als Kirchenmusiker am liebsten?
Bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen! Es ist einfach schön, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Sie kommen alle freiwillig und bringen so viel Offenheit, Engagement und Potenzial mit – und lernen dazu noch unglaublich schnell. Obwohl ich passionierter Organist bin, ist dieses Musizieren eine etwas solistische Angelegenheit. Die wesentlich sozialere Form des Musizierens ist da natürlich die Chorarbeit mit den vielen netten und engagierten Menschen! Und die Vokalmusik „spricht“ unmittelbarer an und bietet ungemeine Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Zudem verfügen wir in der Kirchenmusik über ein unglaublich umfangreiches, vielfältiges und viele Jahrhunderte umspannendes qualitativ hochwertiges Repertoire.
Du hast eine großartige Musikarbeit aufgebaut in deiner Zeit bei der VEK. Was wünschst du deinem Nachfolger?
Zuallererst Freude an und Erfüllung in diesem schönen Beruf. Ich wünsche ihm einen guten Zugang zu den Chören und den Chören einen guten Zugang zu seiner Konzeption und Musik-Auswahl. Ich wünsche ihm, dass er gerne mit den Menschen arbeitet und ein gutes Arbeitsklima entsteht. Dass er das auf die Beine stellen kann, was ihm vorschwebt. Ich bin voller Zuversicht in Bezug auf meinen Nachfolger: Er ist sympathisch und ein toller Musiker und ich freue mich auf die gemeinsame Einarbeitungszeit mit ihm!
Was nimmst du mit aus deiner Zeit bei der VEK?
Erinnerungen an unglaublich viele Veranstaltungen, die zusammen mit den Chorgruppen realisiert werden konnten. Es war (und ist) einfach schön, wenn man mit Menschen Musik gestalten kann und merkt, dass es „knistert“ und dass etwas im Raum entsteht. Und ich nehme mit, dass es eine richtige Entscheidung war, in die Arbeit mit Kindern viel Zeit zu investieren. Was mich persönlich besonders begeistert hat, ist, dass sich so viele Menschen in der Kirchenmusik engagiert haben und engagieren, egal ob als Sänger*innen, acbei der Organisation, hinter den Kulissen oder als Spender*innen. Ohne all diese Menschen wäre diese Arbeit so gar nicht möglich gewesen. Und dafür möchte ich Danke sagen!
Die Interviews führten Stefanie Frohwein und Carsten Tappe
Mehr: https://www.musik-in-petri.de/
Christoph Gerthner: „Kirchenmusik darf nicht nur Hintergrundmusik sein“
Wie bist du zur Musik gekommen, Christoph?
Schon als Kind – ich wurde 1991 geboren – und während meiner Schulzeit habe ich mit Begeisterung Klavier gespielt und im Kinderchor gesungen. Später kam dann Kirchenorgel hinzu. Noch als Schüler habe ich meine erste Chorleitung übernommen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Nach dem Abitur wollte ich aber nicht hauptberuflich Musik machen, sondern habe Mathematik studiert – und mit dem Master abgeschlossen. Allerdings hatte ich keine konkrete Vision, was ich beruflich damit machen sollte. Gleichzeitig war es mir aber wichtig, weiterhin Musik auf hohem Niveau zu machen. Und so reifte der Gedanke, Kirchenmusik zu studieren. Dieses Studium habe ich gerade in Stuttgart mit dem Master abgeschlossen.
Das Musikstudium ist breit angelegt. Gab es besondere Schwerpunkte?
Die Hauptfächer sind „Künstlerisches Orgelspiel“, „Orgel-Improvisation“, „Chorleitung“ und „Orchesterleitung“. Das Orgelspiel ist schon sehr wichtig – mein persönlicher Schwerpunkt ist aber Chormusik, deshalb habe ich versucht, von beidem möglichst viel mitzunehmen. Mein Lieblingsfach war Gesang. Das hat mich persönlich weitergebracht und auch in der Chorarbeit ist es mir wichtig, die Sängerinnen und Sänger stimmbildnerisch zu begleiten. Die Chöre sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in der VEK – da kannst du deine Kenntnisse sicher gut einsetzen. Ja, die große und gute Chorarbeit, die Gijs Burger in der Gemeinde über viele Jahre aufgebaut hat, mit Singschule, Kantorei und Kammerchor waren ausschlaggebend dafür, dass ich mich auf diese Stelle beworben habe.
Kannst du sagen, wo dein „kirchenmusikalisches Herz“ schlägt?
Eine kurze Antwort darauf ist wahrscheinlich nicht möglich. Musik ist so vielfältig, dass man sie nicht in starre Kategorien einordnen sollte. Natürlich sollte sie qualitativ gut geschrieben und gemacht sein, aber das kann man nicht an der Stilrichtung festmachen. Und gerade bei Kirchenmusik ist darüber hinaus wichtig, dass sie den Menschen etwas für ihr Leben mitgibt. Deshalb ist die Musik ja auch ein zentraler Punkt im Gottesdienst. Ein Gottesdienst ist eine Feier und unterscheidet sich unter anderem durch Musik vom Alltag. Dazu muss sie die Menschen bewegen. Nur leere Hintergrundmusik würde dieser Funktion nicht gerecht werden. Darüber hinaus bringt Musik auch Menschen zur Kirche, die sonst der Kirche ein bisschen ferner stehen. Und so kommen auch sie mit der Botschaft der Kirche in Berührung und können für ihr Leben etwas mitnehmen.
Worauf freust du dich am meisten?
Ich freue mich darauf, die Menschen in der Gemeinde kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Natürlich freue ich mich auf die Sängerinnen und Sänger und auch auf die Menschen „hinter den Kulissen“. Mir ist es wichtig, nicht nur Dienstleister zu sein und nach getaner Arbeit nach Hause zu gehen, sondern auch als Mensch in der Gemeinde präsent zu sein und gute Begegnungen und Gespräche zu haben.
--
Stefanie Frohwein und Carsten Tappe (VEK)- Annika Lante
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- 0208. 3003-104
- lante@kirche-muelheim.de