„Ich sehe etwas, was du nicht siehst“ – was klingt wie ein Kinderspiel, ist zugleich das mindestens doppelbödige Motto der diesjährigen „KunstRaus“-Ausstellung, zu der die Evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn gemeinsam mit 12 Mülheimer Künstler*innen einlädt. Bis September sind die 1,50 mal 1,50 Meter großen Schautafeln mit unterschiedlichen Interpretationen des Mottos im Dorf Saarn zu sehen. Zwischen Kloster und Marktplatz, entlang der Düsseldorfer Straße, zwischen Dorfkirche und Gemeindehaus laden sie zum inspirierten Spaziergang ein.
Die Ausstellung beginnt mit der Vernissage am Freitag, 2. Juni, 18 Uhr, im Gemeindehaus an der Holunderstraße. Für Musik und Catering sorgen die Saarner Gesamtschüler.
„Das Motto ist einmal mehr spannend, es gibt immer mehr als man sieht, ganz besonders ist das natürlich so im Glauben“, sagt Pfarrer Christoph Pfeiffer von der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn zur Eröffnung der Ausstellung. Unter anderem gemeinsam mit Konfirmand*innen wird er den Leitgedanken in den kommenden Monaten aufarbeiten.
Künstlerin Anne Peters war es, die das Thema der diesjährigen Kunstschau vorgeschlagen hatte. Den Anstoß gab eine zwischenmenschliche Begegnung, die sie als verstörend empfand. „Da prallen dann verschiedene Perspektiven aufeinander. Und ich hatte den Eindruck ,Ich sehe etwas, das du (noch) nicht siehst.‘“. Genügend Reibung, um das Thema künstlerisch umzusetzen, fand sie – und die kreativen Kolleg*innen aus der Ruhrstadt stiegen gerne darauf ein.
Die Position des Betrachters oder der Betrachterin macht einen Unterschied. Das zeigt Imre Videk mit seinem Beitrag „Die Einsamkeit des Voyeurs“. Damit man das Bild sowohl von rechts als auch von links betrachten kann (dringender Tipp des Künstlers) musste es kurzfristig umziehen. Die Bildtafel steht nun nicht an der Dorfkirche, sondern am Kloster Saarn gegenüber des Autohauses.
Heiner Schmitz präsentiert auf seiner Bildtafel an der Düsseldorfer Straße / Ecke Viehgasse ein großes Gewusel. Es zeigt sich ein Über- und Untereinander von Halsketten, Anhängern und Armreifen in Silber sowie von Perlen in grün und rot. „Was man nicht sieht, sind die damit verbundenen Erinnerungen“, klärt der Künstler auf. Bei den Schmuckstücken handelt es sich um Souvenirs, die der Schmitz seiner Frau von Reisen mitgebracht hatte – an jedem hängen ganz persönliche Eindrücke der unterwegs gesehenen Orte.
Als „weiß und schwer wirkend“ beschreibt Peter Helmke seinen Kunst-Raus-Beitrag, der direkt vor dem Gemeindezentrum an der Holunderstraße steht. Die Bildtafel fordert mindestens einen zweiten Blick heraus, scheint die künstlerische Gestaltung in der ersten flüchtigen Wahrnehmung doch gar nicht da zu sein. Wer länger schaut, entdeckt die in Beige- und Grautönen aufgetragene Struktur. „Eine Wellenlandschaft ohne Wasser“, so schreibt Helmke im Katalog zur Ausstellung, „ein Rausch der Linie ohne Stift erbracht. (…) Das Ergebnis suchend für den Betrachter, offen und hoffend.“
Geführte Rundgänge
Wer sich auf die künstlerische Spurensuche im Dorf Saarn begeben möchte, ist herzlich eingeladen zu den geführten Rundgängen mit Kunstpädagoge Gerhard Ribbrock:
- Samstag, 17. Juni, 16 Uhr
- Mittwoch, 9. August, 18 Uhr
- Freitag, 15. September, 18 Uhr
Gestartet wird jeweils an der Holunderstraße, zwischen Dorfkirche und Gemeindezentrum.
KunstRaus2023 wird unterstützt durch die Leonhard-Stinnes-Stiftung, die Sparkasse Mülheim, die Bezirksvertretung 3 sowie durch Greens Immobilien, die auch in diesem Jahr wieder den Katalog zur Ausstellung herausgeben, gegen eine Schutzgebühr ist er in der Galerie von Greens und bei der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn zu bekommen.
Katalog zum Download
- Annika Lante
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- 0208. 3003-104
- lante@kirche-muelheim.de