Sowohl aktuelle Themen wie die Ukraine-Hilfe und die Premiere des rheinischen Jugend-Zukunftskongresses in Mülheim als auch die Fortschreibung des Konsolidierungsprozesses im Kirchenkreis standen auf der Tagesordnung der Kreissynode An der Ruhr, die am Wochenende im Haus der Evangelischen Kirche in Mülheim tagte.
Zu Beginn der Synode gaben Vanessa Michels, Maik Liethen, Thea Schäfer und Simon Löwenberg in einem Interview ihre Eindrücke vom Zukunftskongress „#MH22“ der Evangelischen Jugend im Rheinland wieder. Einen Tag lang hatten rund 200 Jugendliche und junge Erwachsene sich zu Themen wie Nachhaltigkeit, Miteinander ohne Hass, Partizipation von jungen Menschen und nicht zuletzt über die Kirche der Zukunft ausgetauscht (Video-Rückschau hier ). Mehr Diversität, Sensibilität gegenüber Rassismus und ein leichterer Zugang zu Entscheidungsprozessen, das müsste die Kirche stärker auf dem Plan haben, gaben die jungen Kongressteilnehmenden den Mülheimer Synodalen mit auf den Weg. Und, nicht zuletzt, müsse ihre Kirche auch eine politische sein.
Aus der Ukraine-Hilfe von Evangelischer Kirche und Diakonie in Mülheim berichteten Flüchtlingsreferentin Saskia Trittmann und Diakonie-Geschäftsführerin Birgit Hirsch-Palepu. Die erste Spendenaktion wurde kurz nach Kriegsbeginn ins Leben gerufen. Danach stellten die evangelischen Akteur*innen Beratungs- und Hilfsangebote in Mülheim auf und unterstützen außerdem Partner bei der Diakonie Polen, die eine weitaus größere Zahlen an Geflüchteten betreut. Sowohl für Zwecke in Mülheim als auch in Polen werden die seit Ende Februar gesammelten Spendengelder eingesetzt. (Hier geht’s zum ausführlichen Bericht.)
Die Kreissynode An der Ruhr verabschiedete eine Resolution zum Krieg in der Ukraine. „Als Evangelische Kirche in Mülheim verurteilen wir die Gewalt und Aggression des Krieges gegen die Ukraine, der von Russland unter Präsident Putin ausgeht. Wir stehen solidarisch an der Seite aller, denen der Krieg Leid bringt, das kaum in Worte zu fassen ist. (…) Wir sehen uns in der Pflicht, den Menschen zu helfen, die in Mülheim und an anderen Orten eine sichere Zuflucht suchen. Wir lassen uns nicht lähmen von Grausamkeit, sondern suchen beharrlich nach neuen Kanälen der Kommunikation. Wir haben Hochachtung vor allen Menschen, die es wagen, sich in Russland gegen den Krieg einzusetzen. – Wir appellieren an die Politik, diese Ziele zu unterstützen.“ So heißt es in der von der Kreissynode verabschiedeten Resolution (kompletter Wortlaut hier).
Zweiter thematischer Schwerpunkt der Mülheimer Kreissynode waren die Berichte aus den Arbeitsgruppen zum Konsolidierungsprozess. Am konkretesten sind die Fortschritte der Arbeitsgruppe Seelsorge. Hier zeigten die Synodalen Bereitschaft, die geplante Ehrenamts-Ausbildung für die Seelsorge mit einer Anschubfinanzierung auszustatten. Die künftige Seelsorge-Ausbildung für Ehrenamtliche gliedert sich in ein Basismodul und ein Aufbaumodul, das sich nach dem jeweiligen künftigen Einsatzgebiet richtet. Ab 2023, so die Planung, sollen interessierte Ehrenamtliche in rund 150 Unterrichtsstunden qualifiziert werden, ehe sie dann in persönlichen Begegnungen und Gesprächen in die Arbeit einsteigen, die künftig nicht mehr allein von examinierten Theolog*innen getragen werden wird.
Zusammenarbeit auch über Kirchenkreisgrenzen hinweg, das ist das Ziel der Arbeitsgruppe Verwaltung. Sie stellte Schritte zu einer möglichen Zusammenlegung der Mülheimer Kirchenkreisverwaltung mit einem oder mehreren benachbarten Verwaltungsämtern in der Region vor. Die Präsentation auf der Kreissynode übernahmen Dr. Jenny Sundmacher und Dr. Thorsten Sundmacher von Sustain Consult, die die Arbeitsgruppe begleiten. Bis zur Herbstsynode wird die AG Verwaltung finanzielle Folgen abschätzen und einen konkreten Vorschlag für einen künftigen Partner der Verwaltung vorstellen.
Die AG Jugend berichtete vom Fortgang des Diskussionsprozesses mit den Gemeindepresbyterien. Dort wurden nun die Gespräche um das auf der vergangenen Kreissynode vorgestellte Modell für Jugendarbeit vertieft. Vorgeschlagen sind unter anderem eine gemeinsame Anstellungsträgerschaft der hauptamtlichen Jugendmitarbeitenden beim Kirchenkreis sowie ein zentrales Jugendzentrum in der Stadt als attraktiver Veranstaltungsort. Ein neu aufgestelltes Konzeptionsteam soll die Arbeiten weiterführen.
Die AG Diakonie und Bildung berichtete über mögliche Wege hin zu einer gemeinsamen Organisationsform wie beispielsweise eine neu zu gründende gemeinnützige GmbH für die Arbeit in Beratung, Bildung und Diakonie.
Die AG Kirchenmusik formulierte zwei Ziele: Zum einen sollten Zentren für bestimmte Angebote, wie etwa Bläserarbeit geschaffen werden, zum anderen Angebote auch über Gemeindegrenzen hinweg bekannt gemacht werden.
Ferner auf der Tagesordnung der kommenden Kreissynode standen Wahlen zur Nachbesetzung frei gewordener Plätze in kreiskirchlichen Gremien sowie die Entlastung von Jahresrechnungen.
Für zwei Synodale war die aktuelle Tagung mit einem Abschied verbunden: Pfarrerin Klaudia Schmalenbach, Krankenhausseelsorgerin und langjähriges Mitglied im Kreissynodalvorstand, wurde aus dem Leitungsteam des Kirchenkreises verabschiedet, ein*e Nachfolger*in wird im Herbst gewählt. Pfarrer Stephan Kunellis wurde im Gottesdienst in der Petrikirche in den Ruhestand verabschiedet. Beiden dankte Superintendent Gerald Hillebrand für ihr Engagement.
Stichwort: Synode
Die Kreissynode tagt mindestens einmal, oft zweimal im Jahr und ist das höchste Entscheidungsgremium, das „Parlament“, eines jeden Kirchenkreises. Zu den Synodalen zählen alle Pfarrerinnen und Pfarrer, sowie weitere gewählte Mitglieder aus den Gemeindepresbyterien (von den Gemeindegliedern gewählte Leitungsgremien). Die Synodalen entscheiden unter anderem über kreiskirchliche Finanzen, erarbeiten auch gemeinsame theologische und sozialethische Stellungnahmen und können Anträge an die Landessynode stellen. Die Synode verhandelt öffentlich. Zum Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr zählen rund 41.000 Gemeindeglieder.
- Annika Lante
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