Pressemitteilung

Jubiläumswochenende: 70 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen

GMÖ

  • Nr. Zum 70-jährigen Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) lädt die Evangelische Kirche im Rheinland zu einem Jubiläumswochenende am 8. und 9. September nach Bonn ein.
  • 30.8.2018
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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) vertritt mehr als 500 Millionen Christinnen und Christen in aller Welt. Am 23. August 1948 gegründet feiert die Gemeinschaft von rund 350 orthodoxen, protestantischen und anglikanischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern 2018 70-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass lädt die Evangelische Kirche im Rheinland zu einem Jubiläumswochenende am 8. und 9. September 2018 nach Bonn ein. Veranstaltungsort ist die Evangelische Lukaskirche in der Bonner Nordstadt (Kaiser-Karl-Ring 25, 53111 Bonn). Programm als pdf

Samstag, 8. September: Symposium

Beginn ist am Samstag um 12.00 Uhr. Neben ökumenischen Blitzlichtern aus Vergangenheit und Gegenwart und einer Podiumsdiskussion werden Workshops angeboten. In ihnen werden Themen angesprochen wie „Dem Rassismus widerstehen“, „70 Jahre Allgemeine Erklärung der  Menschenrechte“ oder „Religion im Dialog: interkulturelle und interreligiöse Seelsorge“. Das gesamte Programm steht unten auf dieser Seite zum Download bereit.

Sonntag, 9. September: Festgottesdienst

Am Sonntag, den 9. September, wird um 10.00 Uhr ein ökumenischer Festgottesdienst gefeiert.Gegen Ende des Gottesdienstes werden Klimapilgerinnen und Klimapilger ausgesandt.

 

Aufgabe und Ziel des ÖRK ist das Streben nach der sichtbaren Einheit der Kirche („Einheit in versöhnter Verschiedenheit“) und das Engagement der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu stärken.

Beispiele, wie Impulse und Verpflichtungen in die rheinische Kirche hineingewirkt haben, sind: 1968 entstand die Idee von Oikocredit: ethische Geldanlagen zu ermöglichen, die zu Gerechtigkeit und Frieden beitragen. Etliche Kirchengemeinden und –kreise haben dort Geld angelegt. 1983 wurde der Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung beschlossen. Diese Verpflichtung wurde im Artikel 1,6 der Kirchenordnung aufgenommen.

Die Ökumenische Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen (1988-1998) hatte zum Ziel, die gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen in Kirche und Gesellschaft zu fördern und gegen Sexismus zu kämpfen. Um die Ziele der Dekade im Bewusstsein zu halten, hat die Ev. Kirche im Rheinland den Mirjamsonntag eingerichtet.

Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010) wurde in vielen Kirchen und Gemeinden aufgegriffen. Das Leitbild des gerechten Friedens wurde in der ökumenischen Bewegung entwickelt. Auf der Landessynode im Januar 2018 hat die Ev. Kirche im Rheinland diese Wort aufgegriffen und fortgeführt.

Auf nationaler und lokaler Ebene ist die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) ein „kleiner ÖRK“, in dem die verschiedenen Kirchen (hier auch die röm.-katholische Kirche) als eine Gemeinschaft von Kirchen zusammenarbeiten.

 

 

 

Warum mir die ökumenische Bewegung wichtig ist

Eine persönliche Betrachtung von Pfarrerin Ursula Thomé (Gemeindedienst für Mission und Ökumene westliches Ruhrgebiet)             

Ich kann mir Kirche ohne Ökumene, weltweite Beziehungen, gar nicht mehr vorstellen.  Es waren Erfahrungen, die ich bei ökumenischen internationalen Begegnungen gemacht habe, die meinen Glauben und meine Hoffnung gestärkt haben.

Meine erste Erfahrung war während des Theologiestudiums, als ich bei einer Konsultation des   Anti-Rassismus-Programms des Weltkirchenrates in Holland 1980 als „steward“ (ehrenamtliche Helferin) teilnehmen durfte. Die Berichte und Begegnungen mit Menschen, die durch Rassismus gelitten haben und deren Rechte mit Füßen getreten wurden, haben mich sehr bewegt. Der Ökumenische Rat der Kirchen hat ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus aufgelegt. Besonders im Fokus stand zu der Zeit das Apartheidsregime in Südafrika. Viele werden sich vielleicht noch an die Aktion der Ev. Frauenarbeit erinnern: „Kauft keine Früchte der Apartheid!“ und die Kollekten für den Sonderfonds zur Bekämpfung des Rassismus. Mittel aus diesem Fonds kamen den Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika zugute. Bis heute ist die Auseinandersetzung und die Bekämpfung des Rassismus ein wichtiges Thema im ÖRK.

Meine zweite wesentliche Erfahrung war ein Studiensemester beim Ökumenischen Institut in Bossey bei Genf. Gemeinsam mit sechzig Studierenden aus unterschiedlichen Ländern und Konfessionen lebte, lernte und betete ich dort. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand nicht die Fremdheit, sondern das Anliegen, das uns alle gleichermaßen betraf – der gemeinsame Glaube und die gemeinsam bewohnte Welt. In diesem „ökumenischen Laboratorium“ bildeten wir ökumenische Gemeinschaft in Alltag und Studium. Der konfliktreichste Ort war die Kapelle. Wir waren einander fremd und haben zusammen Gottesdienst gefeiert und Andachten gehalten, jede und jeder mit Elementen aus der eigenen Tradition und Kultur. Das war bereichernd und befremdlich zugleich. Es war Herausforderung und Vertiefung des eigenen Glaubens und Handelns. Wir haben gelernt, wir gehören zusammen als Brüder und Schwestern, die Christus Jesus als ihren Herrn bekennen.

Dies wirkt sich mitten im eigenen Leben und später auch im Leben unserer Kirchen aus. Auch die Fragen von weltweiter Gerechtigkeit und Frieden haben – neben der Suche nach der Einheit der Kirchen – immer eine wesentliche Rolle für die Glaubwürdigkeit der Kirchen gehört.

Es haben sich für mich viele weitere Begegnungen und Erfahrungen angeschlossen, zuletzt bei der 10. Vollversammlung des ÖRK 2013 in Busan/Südkorea. 

Die großen Konferenzen sind für die meisten weit weg. Umso wichtiger ist es mir, mich dafür einzusetzen, dass die Ortsgemeinde zur internationalen ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen gehört. Die Fürbitte füreinander und die Kollekten für in Not und Bedrängnis geratene Menschen sind Bestandteil der Solidarität.

Als Gemeindepfarrerin habe ich mich beim Weltgebetstag der Frauen engagiert und in der Partnerschaftsarbeit des Kirchenkreises mit der Ev.-Lutherischen Kirche in Namibia.  

Seit 2003 arbeite ich beim Gemeindedienst für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland Region Westliches Ruhrgebiet. Viele Erfahrungen haben ich auch in den Begegnungen und Programmen der Vereinten Evangelischen Mission /VEM gemacht.  Ich vermittle Kenntnisse und Erfahrungsmöglichkeiten für ökumenische Begegnungen. Dazu gehört für mich auch, die Bedeutung des Ökumenischen Rates der Kirchen in den Gemeinden bekannt zu machen.