Mit Grenzen leben

Kirche in WDR2 | 13.01.2022 | 00:00 Uhr

Autor: Klaus Eberl, Pfarrer im Ruhestand, ist an Parkinson

erkrankt.

O-Ton 01: Ich sage immer,

der Herr Parkinson läuft immer hinter mir her. Aber ich lasse nicht zu, dass

mein Leben ganz davon bestimmt wird.

Autor: Zeit seines Lebens hat er sich in der

Behindertenarbeit engagiert, also da, wo Menschen mit körperlichen oder geistigen

Grenzen leben.

O-Ton 02: Also glaube,

durch diese Erfahrung fällt es mir leichter, diese Grenzen zu akzeptieren. Ich

habe mir zum Beispiel nie die Frage gestellt Warum gerade ich? Weil ich kenne

so viele Menschen, die alle möglichen Einschränkungen haben und damit gut und

fröhlich leben.

Autor: Klaus Eberl meint, dass etwas ganz anderes

entscheidend ist.

O-Ton 03: Die Liebe

beurteilt jemanden nicht danach, was er kann. Eltern lieben ihre Kleinkinder

als Säuglinge und sie können doch gar nichts machen. Und so ist es mit Menschen

mit Behinderungen. Und so ist es eigentlich mit jedem, der in seiner

Lebenssituation immer wieder an Grenzen stößt.

Autor: Das ist seine Erfahrung und Überzeugung. Seit er

selbst mit Grenzen leben muss, stellen sich bestimmte Fragen noch mal neu.

O-Ton 04: Wie kommen wir

mit unserem Alltag zurecht? Wir schaffen wir es, mit unseren Freunden, mit

unserer Familie, mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten,

zurechtzukommen?

Autor: Für ihn ist wichtig, dass Defizite benannt werden

dürfen.

O-Ton 05: Das war mir zum

Beispiel sehr, sehr wichtig im Blick auf meine eigene Erkrankung. Sehr

frühzeitig zu sagen, was ich jetzt kann und was ich nicht kann oder dass der

Tremor eben eine Folge der Erkrankung ist.

Autor: Die unsicheren Schritte und der Tremor, das Zittern

der Hand, das sind vielleicht von außen betrachtet die auffälligsten Zeichen

für die Parkinsonerkrankung.

O-Ton 06: Vor kurzem war

unser Enkelkind zu Besuch und dem ist es natürlich aufgefallen, dass meine Hand

zittert. Und dann nahm er die Hand und gab auf jeden zitternden Finger einen

Kuss. (…) Da dachte ich: ja! Er nimmt mich so wie ich bin, weil ich eben sein

geliebter Opa bin.

Autor: Mich berührt das. Sich geliebt zu fühlen, das scheint der

Schlüssel für so Vieles zu sein. Trotzdem schwingt auch bei Klaus Eberl eine

gewisse Angst mit, wenn er an seine Zukunft denkt.

O-Ton07: … insbesondere

die Angst, intellektuell eingeschränkt zu werden, dement zu werden, das kann

bei der Parkinson-Erkrankung passieren und dann tun sich andere Grenzen auf.

Autor: Aber eins nach dem andern. Erst mal gilt es, zu leben

– trotz der Krankheit und mit der Krankheit.

O-Ton 08: Also nicht nur

ich habe Grenzen durch die Krankheit, sondern die Krankheit hat auch ihre

Grenzen. Mein Leben ist immer noch wunderbar. Ich genieße jeden Tag.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 13.1.2022
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