„Den Mantel teilen, nicht Mittel kürzen“ – Gegen Druck auf den Sozialstaat

Wort zum Martinstag von Präses Dr. Thorsten Latzel

Düsseldorf (7. November 2023). In einem Martinswort warnt Präses Dr. Thorsten Latzel davor, durch tiefgreifende Kürzungen die sozialstaatlichen Strukturen unter Druck zu setzen. „Den Sozialstaat zu erhalten, ist ein Gebot der Nächstenliebe“, erklärt Latzel. „Das Martinsfest ist nicht nur ein harmloses Laternenfest für Kinder. Es erinnert uns an die grundlegenden Werte von Nächstenliebe und Menschenwürde in unserer Gesellschaft. Aufgabe ist es, den Mantel zu teilen, nicht Mittel zu kürzen“, sagt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die für 2024 geplanten Kürzungen im Sozialbereich müssten daher zurückgenommen werden.

Das Martinswort des Präses im Wortlaut:

„Am 11. November ist Martinstag. Wir erinnern an diesem Gedenktag an Martin von Tours. In beispielhafter Weise hat er seinen Mantel mit einem frierenden Menschen geteilt, mitten im Winter. Darin drückt sich ein Grundzug christlichen Glaubens aus. Jesus Christus spricht: ,Was ihr einem von diesen meinen geringsten Geschwistern getan habt, das habt ihr mir getan‘ (Evangelium nach Matthäus 25,40). Gott will nicht, dass Menschen hungern, frieren, einsam sind oder in der Not alleine.

Heute leben wir in einem Sozialstaat, der sich wesentlich auch aus diesen christlichen Wurzeln speist. Es ist wichtig, dass Menschen in Notlagen nicht auf individuelle Mildtätigkeit angewiesen sind, sondern ein Recht auf Hilfe haben. Doch genau diese sozialstaatlichen Strukturen geraten aktuell massiv unter Druck. Mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Haushaltsentwurf gehen eine Vielzahl tiefgreifender Kürzungen einher.

In einer aktuellen Umfrage der Diakonie Deutschland und anderer Wohlfahrtsverbände wurde deutlich, wie kritisch die Lage vieler Einrichtungen ist. Schon jetzt stehen viele Kitas, Pflegeheime oder Beratungsstellen vor der Insolvenz, arbeiten Mitarbeitende in der Begleitung von Hilfsbedürftigen über ihrer Belastungsgrenze, mussten Essens-Tafeln einen Aufnahmestopp verhängen. Die geplanten Kürzungen des Bundeshaushaltes im sozialen Bereich hätten – so die gemeinsame Einschätzung aller Träger – enorme Konsequenzen für unser Gemeinwesen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und all jene Menschen, die in schwieriger Lebenslage auf Hilfe, Beratung, Unterstützung und einen stabilen Sozialstaat angewiesen sind.

Das Martinsfest ist nicht nur ein harmloses Laternenfest für Kinder. Es erinnert uns an die grundlegenden Werte von Nächstenliebe und Menschenwürde in unserer Gesellschaft. Aufgabe ist es, den Mantel zu teilen, nicht Mittel zu kürzen. Am Umgang mit den Schwächsten unserer Gesellschaft zeigt sich, wer wir sind und woran wir glauben. Teilen ist nicht bloß eine Aufgabe für ,fette Jahre‘, sondern gilt gerade dann, wenn es kälter wird und die Mittel knapper sind.“

Das Martinswort von Präses Dr. Thorsten Latzel können Sie sich auch als Video auf seinem Instagram-Kanal anschauen.

Zur Umfrage der Diakonie Deutschland:

https://www.diakonie.de/pressemeldungen/umfrage-unter-verbaenden-soziale-angebote-in-gefahr

Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe beteiligen sich derzeit an der Kampagne „NRW bleib sozial“, die am 19. Oktober vor dem Landtag in Düsseldorf gestartet wurde: www.nrw-bleib-sozial.de

Am 8. November findet in Berlin ein Protesttag der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege statt:

https://www.caritas.de/presse/pressemeldungen-dcv/sozialkuerzungenstoppen-26567872-552f-4d60-a73e-2793204aed2f

 

 

 

 

 

 

 

  • 7.11.2023
  • Dr. Daniel Meier
  • EKiR