Pressemitteilung

Ein Gottesdienst zum Mit-Spüren

Ökumenisches Angebot

  • Nr. In der Petrikirche feierte eine ökumenische Veranstaltergemeinschaft den ersten Gottesdienst für Menschen mit Demenz auf dem Kirchenhügel.
  • 17.4.2018
  • 3950 Zeichen

Der eine dirigiert den Orgelklang, die anderen freuen sich über die Unterhaltung und Gemeinschaft im Kirchenraum, und alle gemeinsam genießen die entspannte Atmosphäre beim ersten ökumenischen Gottesdienst auf dem Mülheimer Kirchenhügel für Menschen, die an Demenz erkrankt sind. „Jeder ist willkommen so wie er ist“, begrüßte Ragnhild Geck (Seniorendienste der Stadt Mülheim / Ev. Kirchengemeinde Broich-Saarn) die Besucherinnen und Besucher in der Petrikirche. Hier und in der benachbarten Kirche St. Mariae Geburt sollen die Gottesdienste künftig stattfinden.

Die Premiere der besonderen Gottesdienstreihe ist trotz der kompakten Dauer von 40 Minuten eine Angelegenheit mit viel Ruhe und viel Zeit, auch zum Ankommen. Obwohl die Glocken schon verklungen sind, gesellen sich immer noch weitere Besucher mit ihren Angehörigen dazu. Die Gemeinde versammelt sich im Halbrund um den Taufstein vor den Treppen zum Altarraum. Schließlich sitzen dort rund 40 Männer und Frauen beisammen – deutlich mehr als das ökumenische Organisationsteam erhofft hatte.

Die Gemeinde nimmt die Einladung zur gemeinsamen Feier dankbar an. Die meisten könnten wohl nicht wiedergeben, was in der vorgetragenen Osterschichte aus dem Lukasevangelium berichtet wurde. Aber darauf kommt’s nicht an. Sehend, hörend, schnuppernd und fühlend sind alle dabei, als Elemente der Geschichte zum Anfassen herumgegeben werden. Zum Beispiel ein Stein, so wie der, der vor Jesus‘ Grab weggerollt wurde, so schwer, dass man ihn mit beiden Händen fassen muss, oder ein glänzendes Stück Stoff, wie das der Gewänder, die die Protagonisten der biblischen Geschichten getragen haben könnten – und zum Schluss ein (elektrisches) Lichtlein für jeden Einzelnen, denn „Ostern heißt, dass es hell geworden ist, auch in den Herzen der Frauen, die entdeckten, dass Jesus auferstanden war“, sagt Monika Thiele (Gemeindereferentin St. Mariae Geburt).

„Wir müssen die Menschen über ihre Sinne einbeziehen“, erklärt Ragnhild Geck den Ansatz des Vorbereitungsteams, und ist gemeinsam mit ihren Mitstreitern überrascht, wie gut das gelungen ist. „Eigentlich hatten wir erwartet, dass nach zehn Minuten eine gewisse Unruhe einsetzt. Demente Menschen haben oft einen gewissen Bewegungsdrang“, erklärt Peter Behmenburg („Pflege zu Hause“), der den Gottesdienst mit vorbereitet hat.  „Viele Angehörige trauen sich deshalb gar nicht, mit ihren dementen Eltern Veranstaltungen zu besuchen. Deswegen soll unser Gottesdienst ein Schutzraum sein, in dem jeder so sein darf, wie er ist.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Petrikirche nutzen diesen Raum sichtbar gerne. Jeder kann auf seine Art und Weise teilnehmen. Auch Tuscheln ist ausdrücklich erlaubt. Immer wieder sprechen die Begleiter mit ihren Angehörigen, erklären, was gerade vor sich geht, und niemanden stört es, wenn die Nebenleute das genauso tun.

Und natürlich kommt der Ablauf dem besonderen Publikum entgegen. Niemand muss bei Gebeten aufstehen oder niederknien und vor allem setzt man auf Bekanntes und Vertrautes. Bei „Großer Gott wir loben dich“ könnte der teils hochbetagte Chor engagierter kaum sein. Schließlich wird während der Fürbitten Kerze um Kerze am Lichterkranz, der in der Mitte des Stuhlkreises steht entzündet. So machen alle gemeinsam den Altarraum hell – Wozu hat man schließlich ein Lichtlein geschenkt bekommen. Die Einladung, noch zu Kaffee und Kuchen zu bleiben, nehmen die meisten gerne an.

In den kommenden Gottesdiensten wird Erntedank und Weihnachten gefeiert werden, Jede und Jeder ist herzlich willkommen:

  • Freitag, 28. September, 16 Uhr, Petrikirche, Pastor-Barnstein-Platz
  • Freitag, 28. Dezember, 16 Uhr, St. Mariae Geburt, Althofstraße 5