Pressemitteilung

Tansania-Tagebuch

Kirchenkreis-Partnerschaft

  • Nr. Bis Ende Juli ist ein Projektchor aus Mülheim im Partnerkirchenkreis Daressalam unterwegs. Gottesdienste und Konzerte stehen auf dem Programm, außerdem das "Abenteuer Alltag" im Gemeindeleben und in Gastfamilien. Hier berichten die SängerInnen.
  • 30.7.2018
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Freitag / Samstag, 13. / 14. Juli

Anreise und Ankunft im Hotel – erste Probe

Nach der Arbeit Kofferpacken, essen Zähneputzen, um 21:05 ist dann der Flieger gestartet. Es war ein entspannter Flug, wir saßen in der letzten Reihe und ich kam endlich nach dem anstrengenden Tag zur Ruhe. Um 3 Uhr nachts (deutsche Zeit) sind wir in Abu Dhabi gelandet, dort hatten wir drei Stunden Aufenthalt. Dann, im Landeanflug auf Daressalam konnte man die Küste von Tansania sehen, das Meer sah wunderschön aus, dann konnte man die großen Gebäude in der Stadt sehen und kurz vor der Landung dann noch viele kleine Häuschen, die eng an eng standen. Nach der etwas längeren Einreise wurden wir freundlich am Flughafen mit Blumen gegrüßt und wir haben uns auf dem Weg zum Hotel gemacht. Das gestaltete sich nicht so einfach, es war viel Verkehr, jeder fährt, wie er will, aber es klappt alles! Wir sind durch etwas ärmere Viertel gefahren, es waren ganz viele Straßenhändler zu sehen, viele Menschen, die Sachen auf dem Kopf oder große Mengen an Kisten, Matratzen etc. auf dem Rad transportiert haben. Dann gab es Stellen, wo ganz viel Müll rumlag. Es war alles sehr aufregend und wir waren furchtbar müde. 

Das Hotel sieht super aus! Wir haben gemeinsam indisch zu Abend gegessen und dann haben wir noch ein wenig mit Robert (einem Chorleiter hier vor Ort) geprobt, das hat mehr oder weniger gut geklappt, weil wir total übermüdet waren. Und dann lagen wir um kurz nach 9 endlich im Bett!

Reisebericht von Amrei Hoffmann, 24 Jahre, beruflich im Sozialen Dienst Wohnstift Raadt, singt im Gospelchor „Good News“ der Lukaskirchengemeinde

 

Sonntag, 15. Juli

Gleich zwei Gottesdienste und ein großes Chortreffen in Mbezi Beach

Um 5 Uhr hat der Wecker geklingelt, wir haben super geschlafen! Das Frühstück hatte auch alles was das Herz begehrt, viel leckeres Obst, Porridge, Müsli, Nüsse, Pancake und sogar Kuchen! Um viertel nach 6 wurden wir mit einem kleinen Bus abgeholt und es ging samt Gepäck in die Kirche von Mbezi Beach. Auf dem Weg haben wir uns eingesungen und konnten einen ersten kurzen, aber wunderschönen Blick auf den indischen Ozean genießen. Dort angekommen ging es sofort in den ersten Gottesdienst, der bis nach halb 10 ging. Der Gottesdienst war sehr außergewöhnlich für uns, es war alles, außer Gerald Hillebrands Predigt, auf Suaheli, sodass wir nichts verstanden haben, es wurde auch sehr viel gesungen und vor allem hat jeder mitgesungen, die Kirche war sowieso super gut besucht. Bei der Kollekte muss man nach vorne gehen und das ganze wurde zwei Mal gemacht (ist sowas wie die Kirchensteuer bei uns). Gegen Ende des Gottesdienstes konnten alle nach vorne kommen, die Probleme haben und dann wurde für sie gebetet, zunächst mit Musik und für unseren Geschmack etwas zu laut und eindringlich. Einige sind so ergriffen, dass sie sogar zu Boden fallen, sie werden aber von den bereit stehenden Helfern aufgefangen und gehalten. Es war gut, dass wir in Deutschland darüber geredet haben, so waren wir zumindest ein wenig vorbereitet.

Nach einem kurzen Snack ging es in den zweiten Gottesdienst. Der war quasi wie der erste, da wusste man dann was kommt. Dann Mittagessen (Reis mit Bohnen, gekochte Bananen, Salat und Kartoffeln) und es war schön, in einem klimatisierten Raum zu sein.

Um 14 Uhr hat dann das Konzert angefangen, wo mindestens 13 Chöre gesungen haben und es gab sogar eine Liveübertragung bei YouTube!

Es war beeindruckend die vielen verschiedenen, lebendigen, bunt gekleideten und tanzenden Chöre zu sehen und zu erleben, wie sie in der Kirche feiern! Dagegen, dachte ich, sehen wir ganz schön alt aus, aber unsere Musik kam erstaunlich gut an. Jedenfalls habe ich heute eine Polonaise im Gottesdienst und im Konzert gemacht, passiert auch nicht alle Tage.

Die Chöre waren super und es hat sich auch jeder wirklich Mühe gegeben, aber ich war wirklich sehr froh, als es um 18 Uhr dann vorbei war.

Ich war hundemüde, als wir  in der Dämmerung erstmals zu unseren Gastfamilien fuhren. Wir wurden sehr nett begrüßt und sind in einer scheinbar recht wohlhabenden und sehr christlichen Familie untergebracht, die von ihrem Besuch erst ganz kurzfristig erfahren hat! Für sie ist es aber trotzdem eine große Ehre. Nach dem Abendessen wurde noch gesungen und gebetet und Friederike und ich sollten auch ein deutsches christliches Lied vorsingen und dann ging es endlich ins Bett.

Reisebericht von Amrei Hoffmann, 24 Jahre, beruflich im Sozialen Dienst Wohnstift Raadt, singt im Gospelchor „Good News“ der Lukaskirchengemeinde

Gleich nach dem ersten Sonntagsgottesdienst gab es ein großes Chortreffen. Die Gemeinde Mbezi Beach hat einen eigenen Youtube-Kanal, auf dem alles live gestreamt wurde. Den Mülheimer Beitrag kann man ab 2:06:38 sehen:

https://youtu.be/WTPEaksZgek?t=2h6m38s

 

 

Montag, 16. Juli

Besuch im Msongola Centre für Jugendliche mit Behinderung und ganz viel Verkehr

Um 9:20 Uhr ging es los, eigentlich wollte unser Gastvater uns noch dem Pfarrer in seiner Gemeinde vorstellen, aber der war gerade nicht da, also sind wir sofort nach Ubungo gefahren. Dort sind nach und nach alle anderen eingetrudelt und wir hatten den Vormittag für uns, haben über die Situation in den einzelnen Gastfamilien und unsere Eindrücke von gestern geredet. Dann haben wir in der Kirche (sehr modern, bunt, Leuchter an der Decke im Altarraum) noch kurz gesungen und es gab Mittagessen (eine Suppe mit Fleisch und Chapati, den hier üblichen indischen Pfannkuchen).

Die Fahrt zum Msongola Center gestalte sich relativ schwierig, weil es eine Vollsperrung gab – der Präsident war unterwegs. Wir haben viel gesungen, Stücke aus unserem Programm, aber auch verschiedene Kanons und witzige Lieder. Geplant war, dass wir um 18 Uhr wieder in Ubungo von den Gastfamilien abgeholt werden, allerdings kamen wir erst um 17 Uhr in Msongola an.

Vor Ort haben wir Karolin wiedergetroffen (eine Deutsche, die hier lebt, sie hatte gestern beim Konzert für uns übersetzt). Sie ist die Leiterin dieses Centers für Jugendliche mit Behinderung, das gerade noch im Bau ist. Der Plan ist, eine Art Werkstatt mit Klassenräumen zu bauen. Dann soll es dort eine Bäckerei geben und die Ergebnisse sollen dort und in Daressalam verkauft werden. Nach unserer kleinen Führung gab es noch ein wenig Kuchen für uns und wir haben noch zwei Lieder gesungen. 

Die Straßen in der Gegend des Centers sind nicht ausgebaut, manche Strecken erinnern eher an eine Seefahrt, weil es so sehr schaukelt. Auf dem Weg konnten wir allerhand beobachten, jede Menge Straßenhändler für Obst, Gemüse, Betten, Sofas, Vasen, Autoreifen, … eigentlich kann man hier am Straßenrand alles kaufen. Und dann gibt es (hauptsächlich in der Stadt) noch Menschen, die auf den Straßen laufen und einem Sachen verkaufen (Markus hat in der Vollsperrung ein Eis gekauft). Und zwischendurch sieht man Berge an Müll. Die Busfahrten sind hier zwar sehr lang, dafür sieht man aber wirklich viel und es ist sehr eindrucksvoll! Die Hupe ist hier auf jeden Fall sehr wichtig. Die Menschen laufen einfach sehr gemütlich über die Straße, Motorräder haben oft kein Licht.

Nach der späten Rückkehr haben unsere Gasteltern um halb 10 auch noch mit uns zu Abend gegessen, wir haben uns eine ganze Weile miteinander unterhalten und werden vertrauter miteinander.

Reisebericht von Amrei Hoffmann, 24 Jahre, beruflich im Sozialen Dienst Wohnstift Raadt, singt im Gospelchor „Good News“ der Lukaskirchengemeinde

 

Dienstag, 17. Juli

Mädchenschule in Mkuza – Women of God – Singen in Sinza

Heute Morgen haben wir Toast mit Nutella, Rührei und ein frittiertes Hefegebäck gefrühstückt. Am Treffpunkt Ubungo Church trudelten die Letzen eine Stunde nach uns ein. Unser Ziel heute war das Mädchengymnasium Mkuza, wo wir die Schulleiterin und zwei Lehrer trafen. Wir durften uns auch hier in das Gästebuch eintragen und wurden dann über das Schulgelände geführt, wir sahen die Schlafräume (die Mädchen leben alle aus dem Koffer und auf engstem Raum zusammen, sie schlafen auf ein bisschen Schaumstoff) und einen Physik- und einen Chemieraum, die gut ausgebaut waren. Anschließend versammelten sich alle Schülerinnen auf einem Platz und wir und die Schülerinnen haben jeweils ein paar Stücke gesungen. Dann konnten noch gegenseitig Fragen gestellt werden, wobei sich zuerst keine Schülerin traute. Die Stimmung lockerte sich ein wenig, als der scheinbar sehr beliebte Mathelehrer den Platz betrat und Markus hat den Schülerinnen ein paar entspanntere Fragen gestellt, so wurde die Stimmung wurde entspannter und es wurde gelacht. 

Anschließend haben wir mit der Schulleiterin und den beiden Lehrern Mittag gegessen – es gab Reis mit Fleisch (für mich Reis mit einer Art Ketchup), gekochter Banane (etwas trocken), Pommes und Wassermelone zum Nachtisch. Anschließend wurde sich mit Gastgeschenken und einem Segen verabschiedet und wir haben uns auf den Rückweg gemacht, Stau inklusive. 

In Ubungo Church haben wir die „Women of God“ getroffen. Das sind Witwen, die in Daressalam wohnen und sich in einem Projekt gegenseitig zu unterstützen, Gemeinschaft erleben und sich gegenseitig finanziell absichern. Zunächst sagen wir einige Lieder, anschließend sollte beim gemeinsamen Kaffee ein Austausch stattfinden, dabei wurde jedoch die sprachliche Barriere sehr deutlich. Markus hat den Dolmetscher gemacht und so konnten noch einige Fragen geklärt werden, zum Beispiel, ob es möglich ist, noch einmal zu heiraten. Sobald Markus die Frage ausgesprochen hatte, fingen die Frauen leise an zu lachen, schüttelten teilweise den Kopf und uns war die Antwort sofort klar: nein! Wortlaut: In Tansania werden die Frauen geheiratet! Wenn sie Glück haben, dürfen sie die Kinder behalten, aber eigentlich verlieren sie alles. Da kann man wirklich dankbar für unser System und die Gesellschaft in Deutschland sein. 

Als letzter Programmpunkt stand ein gemeinsames Singen mit dem Chor der Gemeinde unserer Gastfamilie in Sinza an. Dort haben wir unseren Gastbruder und die Freundin unserer Gastfamilie getroffen. Die Kirche war etwas schlichter als die anderen Kirchen, die wir bislang gesehen haben und sie war voller Mücken. Wir saßen mit den Gastgebern gemischt und haben uns gegenseitig vorgesungen und einige tansanische Lieder gemeinsam gesungen. Die Frauen und Männer haben uns als eine Sensation angesehen und wollten alle von und mit uns ein Foto machen. Sie waren super herzlich, aber es war schon etwas viel. Bei einem Snack haben uns gegenseitig deutsche Vokabeln und Wörter auf Suaheli beigebracht und uns einfach ausgetauscht, das war schön.

Reisebericht von Amrei Hoffmann, 24 Jahre, beruflich im Sozialen Dienst Wohnstift Raadt, singt im Gospelchor „Good News“ der Lukaskirchengemeinde

 

Mittwoch, 18. Juli

Besuch im Nationalmuseum / Treffen mit Vertretern der East and Coastal Diocese (ECD) / Gemeindebesuch in Msasani.

Heute sind wir nicht mit unserem Bus, sondern in Autos, in die Innenstadt zum Museum gefahren. Bei der Führung dort ging es um die Geschichte Tansanias und auch um die Menschheitsgeschichte, außerdem war das Tierreich Thema der Ausstellung und es gab einige Kunstgegenstände.

Wir lernten auch etwas über die Nationalflagge, sie bestand früher aus drei Farben: grün für die Vegetation, gelb für die Bodenschätze und schwarz für die Hautfarbe. Die aktuelle Flagge, mit einem zusätzlichen blauen Streifen für das Meer, gibt es seit 1964 als auch Sansibar dazugekommen ist.

Nach dem Museum ging es ins Lutherhaus nicht weit entfernt davon. Wir treffen den Generalsekretär der Diözese, Pfarrer und Mitarbeitende. Zuerst haben wir einige Lieder gesungen, dann stellten sich die Mitarbeitenden mit ihren Projekten und Aufgabenbereichen vor. Lieder im Lutherhaus: Die güldene Sonne, Ein feste Burg, Du meine Seele singe, Geh aus mein Herz, Strahlen brechen viele.

Unser nächster Halt war die Gemeinde in Msasani. Dort haben wir ein sehr leckeres Mittagessen bekommen: Reis, Kochbananen, Nudeln, Tomatensoße, Hühnchen- und Rindfleisch, Bohnen und Gemüse, Mangold und Obst zum Nachtisch.

Einer der Gemeindeältesten berichtete uns über die diakonische Arbeit in der Gemeinde und Markus hat glücklicherweise die ganze Zeit übersetzt. Seit 1998 sammelt die Gemeinde Msasani Geld für ihr diakonisches Projekt: Sie bietet Hilfe an für von HIV betroffene Witwen und Jugendliche. 2002 wurde mit dem Bau eines Hauses dafür begonnen, 2013 wurde es fertiggestellt und seit diesem Jahr läuft die diakonische Arbeit.

Anschließend durften wir noch eine große Kirche werfen. jeden Sonntag kommen hier 1000 bis 1200 Menschen in den Gottesdienst, wovon viele junge Gemeindemitglieder sind. Für Frauen und Kinder gibt es spezielle Gottesdienste.

Anschließend ging es zurück zur Kirche nach Ubungo, wo wir noch Zeit mit der Gruppe hatten. Bei Kaffee und Kuchen haben wir eine Blitzlichtrunde gemacht und Eindrücke aus den letzten Tagen gesammelt. Fazit: Wir haben das Gefühl, immer mehr in Tansania anzukommen, fühlen uns alle in unseren Gastfamilien wohl und genießen unsere gemeinsame Reise.

Reisebericht von Amrei Hoffmann, 24 Jahre, beruflich im Sozialen Dienst Wohnstift Raadt, singt im Gospelchor „Good News“ der Lukaskirchengemeinde

 

Donnerstag, 19. Juli 2018

Pfarrkonvent in der Gemeinde Kunduchi / Kurzbesuch am Strand

Heute morgen haben wir uns nicht in Ubungo getroffen, sondern in Kunduchi. Auf dem Programm stand Frühstück, Pfarrkonvent, Mittagessen und ein Strandbesuch. Zum Frühstück: Ich konnte nicht viel essen, weil es schon Frühstück in der Gastfamilie gab. Ich trinke aber immer heißes Wasser aus der Thermoskanne mit etwas Kaffeepulver für den Geschmack, weil ich den Verbrauch von Trinkwasser-Plastikflaschen vor dem Hintergrund einer unglaublichen Müllansammlung hier vermeiden möchte. Hier gibt es nämlich Plastikmüll soweit das Auge reicht und wenn es zu viel wird, wird er am Straßenrand verbrannt.

Zum Pfarrkonvent: Der erste Teil bestand darin, dass in vier Gruppen über den Predigttext diskutiert wurde. Die Ergebnisse wurden anschließend mit allen besprochen. Es gab weitere Programmpunkte beim Pfarrkonvent, jedoch war es schwierig, ihnen zu folgen, weil ja nur Swahili gesprochen wird. Besonders spannend ist für uns, dass manchmal scheinbar ohne jegliche Ankündigung dreimal geklatscht wird. Die Bedeutung davon habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Zum Mittagessen: Wir hatten nach dem Pfarrkonvent alle wieder Hunger. Es gab Reis, Fleisch und Gemüse. Ich muss immer aufpassen, nicht mit dem leeren Teller in der Hand Richtung Buffet zu gehen, weil man sonst quasi genötigt wird nachzunehmen.

Wir sind anschließend mit vollem Bauch zum Strand gewandert. Ich bin sowieso gern barfuß unterwegs, und ich dachte, dass es in Afrika wohl niemanden stören würde, barfuß zum Strand zu gehen. Allerdings war ich, glaube ich, dadurch umso interessanter. Ein Weißer mit ordentlicher Kleidung und Sonnenbrille läuft wohl nicht barfuß. Wir wollten zum Strand gelangen, indem wir das letzte Stück durch das Gelände eines Strandhotels gehen. Markus, der Swahili sprechen kann, hat uns kostenlosen Durchgang verschafft. Wir durften nur kurz bleiben, aber wir hatten wenigstens die Füße im Wasser und haben Strandluft geatmet. Als wir wieder an der Kirche waren, ging es weiter in die nächste Gemeinde, Wazo Hill. Nach einem kurzen Kaffeetrinken wurden wir in der Kirche begrüßt. Wir haben gesungen, die verschiedenen Chöre der Gemeinde auch. Schließlich wurden wir eingeladen, ein afrikanisches Lied mitzusingen. Weil wir weder Text noch noch Noten kannten, gestaltete sich das etwas schwierig, aber nach der dritten Strophe hattte man wenigstens die Melodie raus.

Das Essen hier ist für den Kartoffel-Europäer gut zu essen. Aber heute wurde beim Abendessen in der Gemeinde eine sehr scharfe Frucht angeboten. Ich habe sie lieber nicht probiert, denn selbst unsere Scharf-Esser sind an die Decke gegangen. Zu hause haben wir noch ein zweites Abendessen bekommen. Dabei haben wir uns mit den Gasteltern über die Besonderheiten der tansanischen Gottesdienste unterhalten. Für uns sind die Dämonen-Ausbreitungen, die wir hier erleben, etwas Fremdes. Wir haben erfahren, was es ist und warum es gemacht wird. Ich bin sehr dankbar, dass es zwischen dem Gastvater und uns zu offenen Gesprächen kommt, bei dem die jeweils andere Ansicht aber akzeptiert und nicht für schlecht bewertet wird. Mit vielen Gedanken aus diesem Gespräch im Kopf sind wir ins Bett gegangen.

Reisebericht von Julian Weller, 17 Jahre, Schüler und C-Kirchenmusiker, singt im Kammerchor an der Petrikirche

 

 

 

 

Samstag, 21.07.2018

Besuch in der Massai-Gemeinde in Mwenge / Chortreffen in Mbezi Ndumbwi

Heute Morgen besuchten wir die Gemeinde Mwenge. Ich kann mir die Swahili-Namen nur für eine Minute merken, deshalb bin ich auf meinen Zettel angewiesen, wenn ich mich Abends beim schreiben erinnern möchte. 
Jedenfalls hatten wir in Mwenge einen Gottesdienst zusammen mit Angehörigen des Massai-Stammes. Wir haben jeweils einige Lieder gesungen und Predigt und Segen gehörten neben langen Vorstellungs- und Begrüßungsreden auch dazu. Dann wurden uns von den Massai selbstgemachte Ketten, Armringe und Tücher geschenkt. Darüber haben wir uns gefreut, denn sonst sind es immer nur wir, die Gäste, die Geschenke verteilen. In der der Kirche haben wir Mittagessen bekommen und bevor wir zur Chorprobe nach Ubungo gefahren sind, konnten wir noch weiteren Schmuck von den Massai kaufen. Die besagte Chorprobe war für den kommenden Sonntag gedacht. Wir haben uns versucht, mit den Mikrofonen anzufreunden, aber die halbe Stunde war dafür zu knapp. 

Danach ging es weiter auf einen Holzschnitzermarkt. Zu kaufen gab es Skulpturen, Schälchen, Salatbesteck aus Holz und Kleidung oder Gemälde. 
Vom Markt aus ging es weiter zu Mbezi Ndumbwi. Es wurde bei unserer Ankunft Musik vom Posaunenchor gespielt und jeder Mitarbeiter gab uns die Hand. Wir durften im halbfertiggebauten Gemeindehaus kurz etwas trinken, da begann auch schon das Konzert mit den Chören der Gemeinde. Es war eine gute Stimmung! 
Danach wurde uns ein kleines Abendessen angeboten. Es war gut, dass es nur klein war, weil wir dann mehr von dem erwünschten Hunger in der Gastfamilie haben. 

Auf dem Rückweg wurden wir von unserer Familie aufgesammelt, die gerade von einer Familienfeier kam. 4+2 Menschen auf 5 Plätze zu verteilen war genauso schwierig, wie es sich anhört. 
Beim Abendessen wurde uns zum ersten Mal nicht ein zweiter Teller angeboten, sondern wir wurden ins Bett geschickt, weil wir soo müde ausgesehen haben mussten.

Reisebericht von Julian Weller, 17, Schüler und C-Kirchenmusiker, singt im Kammerchor der Petrikirche
 

Dienstag, 24. Juli

Projekt Binti Mama – Bagamoyo

Heute gehen wir auf große Reise nach Bagamoyo (Küstenstadt 60 Kilometer nördlich von Daressalam). Von dort geht es morgen weiter zum Mikumi-National-Park. Alle kommen mit kleinen Reisetaschen und wir fahren mal wieder mit dem Bus. Happy, unsere Begleiterin vom Northern District, hat heute ihr Baby und das Kindermädchen dabei. An der Tankstelle zieht eine Ziegenherde mit ein paar Kühen vorbei. Sie laufen ganz ordentlich auf dem Bürgersteig!

Zuerst besuchen wir das Projekt „Binti Mama“ für junge Mütter von Mama Mwamini, der Sozialarbeiterin unseres Partnerkirchenkreises. Der Weg dorthin ist recht abenteuerlich, der Bus schwankt gefährlich hin und her, das letzte Stück laufen wir dann … Von den Müttern und den vielen Kindern werden wir herzlich empfangen. Wir sitzen draußen unter einer Plane, die Schatten spendet, trinken Kaffee und essen Kuchen.

Sowohl Teenager-Mütter als auch HIV-infizierte Frauen gehören zum Projekt Binti Mama. Mama Mwamini berichtet, dass schwangere Mädchen nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Deswegen werden sie im Projekt unterrichtet, sie lernen hier auch, gute Mütter zu sein. Teenagermütter haben in Tansania einen schweren Stand, werden oft von ihren Familien verstoßen. Deshalb ist die Arbeit unseres Partner-Districts hier so wichtig und macht die Liebes Gottes sichtbar. Die Frauen handarbeiten und verkaufen die Sachen. Manche Mädchen machen aus eine handwerkliche Ausbildung (nähen, kochen, schreinern, …) Sehr wichtig ist auch der Austausch der Mädchen untereinander, weil sie mit ihren Familien oft nicht über ihre Situation reden können.

Die jungen Mütter des Binti Mama Projekts stellen sich persönlich vor, sie sind zwischen 13 und 22 Jahren alt. Die Älteren helfen, die Jüngeren zu unterrichten. Wir hören zwei sehr berührende und erschütternde Erzählungen von zwei jungen Müttern. Sie berichten über ihren Weg, bevor sie Mama Mwamini getroffen haben. Wir kaufen einige Sachen dort, weil wir das Projekt damit unterstützen können. Solon und Julian sehen gut aus in ihren bunten Hemden. Auch Karla und Uschi kaufen schicke Kleider.

Die Kinder freuen sich vor allem über die Luftballons! Ein Junge will immer wieder auf Solons Schulter getragen werden. Julian bekommt von einem Mädchen noch ein Armband geschenkt.

Auch eine Vertreterin der Regierung ist heute hier. Von dieser Seite wird das Projekt auch unterstützt (Wasserversorgung, Straße), aber die Regierungsmitarbeiterin wünscht sich bei dieser Gelegenheit auch Unterstützung aus Deutschland. Bisher gibt es Wasser nur 100 Meter entfernt und die Tanks müssen alle paar Tage aufgefüllt werden.

Dann fahren wir weiter nach Bagamoyo. Dort werden wir von der Gemeinde zu einem Mittagessen erwartet. Und wir treffen eine Siegener Partnerschaftsgruppe, die den neuen Kirchenkreis von Pastor Anta Muro (dem ehemaligen Superintendenten unseres Partnerkirchenkreises) besucht. Schnell geht es dieses Mal –ohne weitere Reden – weiter ins Hotel. Nach dem Einchecken gehen die meisten kurz an den Strand. Das Wasser des Indischen Ozeans ist nicht so warm wie gedacht, aber auch nicht so kalt wie die Nordsee… Das Schwimmen in den Wellen ist herrlich, auch unser Hotel ist super.

Manche trinken noch eine Cola in der Strandhütte mit Blick auf das Meer, ehe wir dann bei der Gemeinde Bagamoyo zum Chortreffen eingeladen sind. Das Treffen findet in einer halb fertig gebauten Kirchen statt. Es singen der Evangelisten-, Frauen-, Haupt- und der Jugendchor der Gemeinde. Wir singen zusammen mit dem Hauptchor „Mungu yupu hapa“ und zweisprachig „Du, meine Seele singe“ und natürlich tragen wir auch alleine einige Lieder vor. Bei „Cantar“ streikt zwischendurch das Keyboard und wir fangen einfach noch einmal von vorne an, was der Begeisterung der Gemeinde keinen Abbruch tut. Nach einigen Reden und einem Kaffeetrinken mit Erdnüssen fahren wir durch den Ort wieder zurück ins Hotel und gönnen uns im Restaurant noch Pizza und Frühlingsrollen. Ich trinke zum ersten Mal die tansanische Ingwer-Limonade, die wirklich gut schmeckt. Dann geht es ab ins Bett unters Moskitonetz.

Reisebericht von Sabine Vialardi, 55 Jahre, Gemeindesekretärin der Vereinten Ev. Kirchengemeinde, Sängerin im Chor der Musischen Werkstätten des Mülheimer Backsteintheater & Kultur