Pressemitteilung

Synode diskutiert soziale Gerechtigkeit und stärkt die Ladenkirche

Kreissynode An der Ruhr

  • Nr. Mit der Freigabe zusätzlicher Personalmittel stärkt die Synode die Arbeit in der Evangelischen Ladenkirche. Die Diskussion um soziale Gerechtigkeit und Teilhabe in Mülheim soll in Regionalkonferenzen fortgeführt werden.
  • 9.6.2018
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Zwei Schwerpunktthemen prägten die Arbeit der Kreissynode An der Ruhr auf ihrer nun beendeten Tagung: zum einen die Diskussion zum Thema soziale Gerechtigkeit und Teilhabe in Mülheim an der Ruhr und zum anderen der Beschluss zur neuen Konzeption der Evangelische Ladenkirche und zur Mittelfreigabe für einen zusätzlichen Stellenumfang von 50 Prozent.

Evangelische Ladenkirche

Der Kreissynodalvorstand hatte eine Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung der Konzeption für die Evangelische Ladenkirche beauftragt. Dies war nötig geworden, weil „die Arbeit unter den aktuellen Bedingungen deutlich nach Veränderungen ruft“, führte Skriba Gundula Zühlke als Leiterin der Arbeitsgruppe aus. Die Konzeption beschreibt die Einrichtung als kirchlichen Ankerpunkt in der City, als Wiedereintrittsstelle, Ort der Vernetzung und Begegnung, als Kirchenladen und Schaufenster der Evangelischen Kirche sowie als Experimentierraum für zukunftsweisende Projekte. Vor 14 Jahren war die Evangelische Ladenkirche ins Leben gerufen worden, Basis für die geleistete Arbeit war ein Kurzkonzept, das nun erstmals in einem synodalen Prozess ausformuliert worden war.

Nach eingehender Diskussion über die Finanzierung folgten die Synodalen dem Beschlussvorschlag des Kreissynodalvorstandes, so dass der zusätzliche Personaleinsatz ab 2019 gewährt werden kann.

Zum Themenschwerpunkt soziale Gerechtigkeit und Teilhabe hörten die Abgeordneten zur Kreissynode An der Ruhr zwei Impulsreferate. Ulrich Ernst, Sozialdezernent der Stadt Mülheim, sprach über „Verfestigte Arbeitslosigkeit und Chancenungleichheiten in Mülheim an der Ruhr“. Jan Orlt, Referent für Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, bezog Position zur Frage „Bezahlbarer Wohnraum – Wo ist das Problem?“.

Sozialdezernent Ernst ging in seinem Vortrag auf die soziale Spaltung der Mülheimer Stadtgesellschaft ein. Anders als in anderen Ruhrgebietsstädten gebe es sowohl deutliche Wohlstands- als auch Armutsindikatoren. Soziale Benachteiligung konzentriere sich in Mülheim ganz besonders in einigen Stadtteilen: Eltern haben dort eher niedrige Bildungsabschlüsse und sind häufiger ohne Arbeit, die Kinder haben einen schlechteren Gesundheitszustand, besuchen nur kurz die KiTa und gehen seltener in Sportvereine. So haben sie weniger Chancen auf Bildungserfolg. Doch es lohne sich hier anzusetzen. „da geht was“, so der Dezernent. Je früher man mit der Förderung beginne, umso wirksamer seien die Maßnahmen.

Diakoniereferent Jan Orlt kritisierte die Entwicklung, dass Wohnraum oft zur bloßen Geldanlage wird. „Das macht den Einzelnen machtlos und lässt die Politik sehr vorsichtig agieren.“ Orlt führte aus, dass es aktuell sechs bis neun Monate braucht, um eine neue Wohnung zu finden. Dieser Wert lag vor 2017 noch bei drei bis vier Monaten. Wer einfachen und günstigen Wohnraum sucht, braucht oft ein bis zwei Jahre, um auf den Wartelisten der Wohnungsbaugesellschaften nach vorne zu rücken.

Als mögliche Perspektive nannte Orlt, die Gründung gemeinnütziger Wohnungsbaugesellschaften zu fördern. „Schon jetzt sind Wohnungsbaugesellschaften, die an Menschen mit geringen Einkommen vermieten von der Steuer befreit. Das könnte noch verfeinert werden“, so der Experte. Außerdem schlug er vor, die Zweckbindung zu flexibilisieren und die Bindung auf eine Gruppe von Wohnungen zu erweitern. „Wird eine Wohnung nicht mehr dem Zweck entsprechend vermietet, kann dafür eine andere Wohnung, die bisher nicht der Zweckbindung unterlag, diese ersetzen. Damit bleibt der Bestand konstant, es kann aber flexibel auf die Nachfrage reagiert werden.“ Orlt ermutigte kirchliche Träger, eigene Schritte zu unternehmen, sich zum Beispiel für die Renovierung nicht genutzten Wohnraums einzusetzen oder selber als Bauträger aktiv zu werden.

Die Kreissynode fasste mit großer Mehrheit einen Beschluss. Sie beauftragte die Regionalkonferenzen der Kirchengemeinden, sich in Kooperation mit den kreiskirchlichen Werken mit dem Thema soziale Gerechtigkeit zu befassen und der Synode Bericht zu erstatten.

 

Neue Geschäftsordnung und Wahlen

Ferner beschlossen die Synodalen mit großer Mehrheit eine neue Fassung der Geschäftsordnung für die Synodalen Fachausschüsse im Kirchenkreis An der Ruhr. Die Satzung ermöglicht nun den Kirchengemeinden, jeweils eine zusätzliche Person als VertreterIn in die Ausschüsse zu entsenden.

Auf der Tagesordnung standen außerdem einige Nachwahlen für zwischenzeitlich freigewordene Positionen. Als theologische Abgeordnete zur Landessynode wurde Pfarrerin Anja Strehlau aus der Kirchengemeinde Heißen gewählt (1. Stellvertretung Pfarrerin Gundula Zühlke, Lukaskirchengemeinde, 2. Stellvertretung Pfarrer Hans-Joachim Norden, Markuskirchengemeinde). Christa Zimmermann aus der Vereinten Ev. Kirchengemeinde ist neu im Kuratorium der Ev. Beratungsstelle (Stellvertreterin: Heide Schwickrath) und Ursel Busboom vertritt die Kirchengemeinde bei der Theodor Fliedner Stiftung im Synodalen Fachausschuss Finanzen und Verwaltung. Iris Schmitt, Diakonin aus der Vereinten Ev. Kirchengemeinde, wird neues vom KSV berufenes Mitglied im Synodalen Fachausschuss Jugend und Schule. Anika Buschmann (Kirchengemeinde Broich-Saarn) und Gabriele Füngerlings (Lukaskirchengemeinde) komplettieren den Ausschuss für Ökumene und Partnerschaft.