Zum neuen Superintendenten wählte die Synode des Kirchenkreises An der Ruhr Pfarrer Michael Manz aus Styrum. Er folgt Superintendent Gerald Hillebrand nach, der zum Jahresende in den Ruhestand eintritt. Als Skriba (2. Stellvertreter des Superintendenten) wurde Pfarrer Christoph Pfeiffer (Kirchengemeinde Broich-Saarn) gewählt.
Ferner befassten sich die Synodalen mit den Haushalten für 2024 und der regionalen Neuaufstellung der Notallseelsorge. In Bezug auf das Engagement der Diakonie im OGS-Bereich beschloss die Kreissynode, den Arbeitsbereich weiterzubetreiben, sofern sich die Finanzierung für die nächsten Jahre sicherstellen lässt. Außerdem berichteten die Arbeitsgemeinschaften Verwaltung, Diakonie und Bildung, Jugend sowie die AG Treibhausgasneutralität aus ihrer Arbeit.
In seinem letzten Bericht an die Kreissynode nahm Superintendent Hillebrand die politische Lage in Deutschland und der Welt in den Blick: der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine und der neue in Nahost, wo die Not der Menschen zu Machtzwecken instrumentalisiert werde. Superintendent Hillebrand verlieh seiner Sorge um wiedererstarkenden Antisemitismus in Deutschland Ausdruck ebenso wie um einen Trend zu undemokratischen und autoritären politischen Strukturen, der aktuell in Deutschland wieder Boden gewinnt. „Auf jeden Fall gilt es, allen Versuchen, Terror und Gewalt zu legitimieren und Rassismus wie Antisemitismus wieder gesellschaftsfähig machen, energisch entgegenzutreten“, betonte Superintendent Hillebrand.
Mit Blick auf den Themenkomplex Flucht und Migration forderte der Superintendent: „Wir müssen unsere Stimme erheben und Klartext reden; denn das Gebot der Menschlichkeit und des Schutzes von Verfolgten ist nicht verhandelbar!“
Auch die anstehenden strukturellen Veränderungen in der kirchlichen Landschaft, mit denen die Kreissynode sich befasste, thematisierte der Superintendent in seinem Bericht. Besonders im Fokus: die zunehmend prekäre Lage kirchlicher und anderer sozialer Träger, da auskömmliche Finanzierung sozialer Arbeit immer schwieriger werde.
Menschen, die die aktuellen Krisen mit Ohnmachtsgefühlen erleben, Trost zu spenden und Mut zu machen, das sei in diesen Zeiten Aufgabe der Kirche. Dazu solle Kirche mit neuen Initiativen, wie zum Beispiel mit dem Tauffest im Raffelbergpark, auf sich aufmerksam machen. Bürokratie über Bord werfen und vermeintlich Unaufgebbares hinterfragen, das waren die Aufgaben, die der scheidende Superintendent seiner Kirche mit auf den Weg gab.
Der vollständige Bericht des Superintendenten ist hier nachzulesen.
Zum neuen Superintendenten für die Amtszeit bis 2028 wählte die Kreissynode mit großer Mehrheit Pfarrer Michael Manz. „Ich kann Ihnen versprechen, dass ich mich für den Kirchenkreis und die Gemeinden engagieren werde“, sagte er während seiner Vorstellung vor der Kreissynode und griff dabei das Bild vom „angelic troublemaker“ auf, einem Unruhestifter im positiven Sinne. „Als Kirche im 21. Jahrhundert sollten wir offen für Neues sein, auch einmal etwas ausprobieren. Das habe ich bisher gerne getan und möchte das auch fortsetzen.“ Pfarrer Michael Manz (60) ist seit 30 Jahren im Kirchenkreis An der Ruhr tätig, bis 2014 als Gemeindepfarrer in Heißen, seitdem in der Lukaskirchengemeinde. Bislang gehörte Michael Manz als Skriba dem Kreissynodalvorstand (2. Stellvertreter des Superintendenten) an. Zum neuen Skriba wählte die Kreissynode Pfarrer Christoph Pfeiffer. Der 59-Jährige ist Pfarrer der Kirchengemeinde Broich-Saarn und seit 2015 im Kirchenkreis An der Ruhr tätig. Er stellte sich der Kreissynode als in der Stadt gut vernetzter Kirchenvertreter vor, dem die Freiheit der Verkündigung ein Anliegen ist. Bei beiden Wahlen hatte es keine Gegenkandidaten gegeben. Assessorin des Kirchenkreises An der Ruhr und damit 1. Stellvertreterin des Superintendenten ist und bleibt Pfarrerin Gundula Zühlke (Lukaskirchengemeinde). Ihre Amtsperiode dauert noch an, daher erfolgte auf dieser Position keine Wahl.
Auf der Tagesordnung der Kreissynode standen ferner die Berichte aus einigen Arbeitsgemeinschaften. Die AG Verwaltung stellte die Fortschritte im Fusionsprozess zum Verwaltungsverband an Emscher und Ruhr gemeinsam mit den Nachbarn in Oberhausen vor. Die Gründung des neuen Verbands zum Jahresbeginn 2024 war bereits beschlossen. Inzwischen wurden in einer digitalen Mitarbeitendenversammlung die Abteilungsleitenden vorgestellt und die Verteilung der Abteilungen auf die Standorte in Mülheim und Oberhausen bekannt gegeben. Auch die künftige Kostenverteilung für die Umlage der Verwaltungskosten wurde vorgestellt. Für Juli 2024 ist der Betriebsübergang in den gemeinsamen Verwaltungsverband geplant.
Die AG Jugend stellte Umbaupläne für die Neu-Nutzung der ehemaligen GMÖ-Räume vor, die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 29.000 Euro. Für die Nutzung der neuen Räume sowie auch des Altenhofs präsentierte Simon Löwenberg für die Arbeitsgemeinschaft erste inhaltliche Ideen. Mit dem Team der Ladenkirche ist die AG im Gespräch über neue und generationenübergreifende Kooperationen. An die Presbyterien richtete die Arbeitsgemeinschaft die Bitte, zu erklären, ob sie eine zukünftige Jugendarbeit in gemeinsamer Anstellungsträgerschaft für denkbar halten.
Für die Notfallseelsorge beschlossen die Synodalen eine Zusammenlegung mit der Ökumenischen Notfallseelsorge Essen und der Ökumenischen Notfallseelsorge Oberhausen zur Notfallseelsorge Mülheim, Essen und Oberhausen, kurz Notfallseelsorge MEO, zum 1. Januar 2024. Die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlich Mitarbeitenden wird von den beteiligten Kirchenkreisen gemeinschaftlich getragen. Gemäß der neuen Konzeption gibt es künftig für die MEO-Region einen leitenden Notfallseelsorger mit einer 50%-Pfarrstelle. Der bisherige Mülheimer Notfallseelsorger Pfarrer Guido Möller wird diesen Part übernehmen. Hinzu kommt jeweils ein*e lokale*r Koordinator*in (gleichfalls mit einer 50%-Stelle) pro Kirchenkreis. Die Stelle für Mülheim wird in Kürze besetzt.
Auch die Neustrukturierung der KiTa-Arbeit rückte auf der Kreissynode in den Blick. Ab August 2024 wird der neue KiTa-Verband an Emscher und Ruhr 19 der 23 bis dahin gemeindeeigenen evangelischen KiTas in Mülheim und Oberhausen betreuen. Die Synodalen beauftragten den neuen Verband mit der Übernahme der entsprechenden Aufgaben in der Fachverwaltung. Für die Kirchengemeinden, die ihre KiTas nicht an den neuen Verband abgeben, wird der Verband dennoch einige Verwaltungsaufgaben als Kompetenzzentrum wahrnehmen. Auch dazu fassten die Mülheimer Synodalen einen entsprechenden Beschluss.
Im Zuge der bereits beschlossenen Verwaltungsfusion mit dem Kirchenkreis Oberhausen waren auf der Kreissynode die Mülheimer Mitglieder der neuen Verbandsvertretung zu bestimmen. Es wurden gewählt: Michaela Dahmen (Kgm. Broich-Saarn), Tobias Egert (Kgm. Heißen) und Pfarrerin Gundula Zühlke (Lukaskirchengemeinde) Sowie als Vertreter*innen: Jürgen Jeppel (berufenes Mitglied der Synode), Hans Jürgen Wennemers (Vereinte Ev. Kirchengemeinde) und Silke Laudamus (Kgm. Speldorf).
Die Synodalen beschlossen, die Finanzumlage der Kirchengemeinden an den Kirchenkreis zu 2024 von 11,6% auf 13,3% zu erhöhen, die Umlage für das Diakonische Werk wurde von 4,25 auf 6,1% heraufgesetzt. Die Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland haben keine eigene Kirchensteuerhoheit und werden daher in einem internen Umlageverfahren durch die Gemeinden finanziert. Ferner wurden turnusgemäß die Haushalte für das kommende Jahr beschlossen.
Stichwort: Synode
Die Kreissynode tagt mindestens einmal, oft zweimal im Jahr und ist das höchste Entscheidungsgremium, das „Parlament“, eines jeden Kirchenkreises. Zu den Synodalen zählen alle Pfarrerinnen und Pfarrer, sowie weitere gewählte Mitglieder aus den Gemeindepresbyterien (von den Gemeindegliedern gewählte Leitungsgremien). Die Synodalen entscheiden unter anderem über kreiskirchliche Finanzen, erarbeiten auch gemeinsame theologische und sozialethische Stellungnahmen und können Anträge an die Landessynode stellen. Die Synode verhandelt öffentlich. Zum Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr zählen rund 40.000 Gemeindeglieder.
- Annika Lante
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