Vereinte Ev. Kirchengemeinde schließt Pauluskirche Ende 2027

Die wirtschaftliche Lage der Evangelischen Kirche in Mülheim hat sich in den letzten Monaten drastisch verschlechtert – diese Entwicklung war vorauszusehen, hat sich aber schneller vollzogen als gedacht. Die Einnahmen reichen nicht mehr, um die Ausgaben zu decken. Der inzwischen deutlich spürbare Rückgang der Kirchensteuer, für den es verschiedene Ursachen gibt, zwingt nun die Vereinte Evangelischen Kirchengemeinde in Mülheim an der Ruhr (VEK) zum Handeln.

In seiner Sitzung am Donnerstag, 26. Juni, hat das Presbyterium VEK einstimmig beschlossen, die Pauluskirche und das dazugehörige Gemeindezentrum in der Witthausstraße in 2 ½ Jahren, zum 31.12.2027, außer Dienst zu stellen.

Aufgrund schnell schwindender Mitgliederzahlen sinken die Kirchensteuermittel drastisch, sodass die Gemeinde schon für das Jahr 2025 mit rund 300.000 € weniger Kirchensteuermitteln planen musste, was einem Rückgang in Höhe von ca. 15 % des Gesamthaushalts entspricht. In den letzten Monaten hat sich diese Entwicklung nochmals verstärkt – mit dramatischen Auswirkungen auf die Folgejahre. „Wir sind an einem Punkt, an dem das Presbyterium, das die Gemeinde leitet, der VEK eine schwere Entscheidung zumuten muss. Wir möchten unserer Verantwortung den heutigen Gemeindegliedern, wie auch zukünftigen Generationen gegenüber gerecht werden. Finanzielle Rücklagen, die durchaus noch vorhanden sind, stehen nicht ausschließlich den Generationen der Gegenwart zu – ein dauerhaftes Abschmelzen und Verbrauchen von Rücklagen kann daher keine Option sein.“ sagt Philipp Schwechten, Finanzkirchmeister der Gemeinde.

Pauluskirche und Gemeindezentrum an der Witthausstraße

Die einstimmige Entscheidung zur Schließung von Pauluskirche und Gemeindezentrum Witthausstraße, wo vorwiegend die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde zuhause ist, fiel nach intensiven Diskussionen und Abwägungen. Bewusst hat man sich entschieden, das Gebäude noch zweieinhalb Jahre offen zu halten und weiter zu bespielen, damit genug Zeit bleibt, sinnvolle Konzeptionen zu entwickeln und Räume für die die Angebote zu finden, die dort beheimatet sind;- und auch Zeit für ein angemessenes gemeinsames Abschiednehmen von dem Haus, das 50 Jahre lang für viele Menschen Heimat gewesen ist.

Pfarrer Dietrich Sonnenberger, Vorsitzender des Presbyteriums: „Wir wissen, das Zentrum und die Pauluskirche bedeuten Vielen in Mülheim sehr viel, und es hängen schöne und wertvolle Erinnerungen daran. Mich persönlich macht das unendlich traurig, auch weil ich selber jetzt 25 Jahre lang für dieses Zentrum zuständig war. Trotzdem ist dieser Weg aus unserer Sicht unausweichlich, und wir wollten die neue Brückengemeinde nicht unmittelbar zur Gründung mit der Belastung einer solchen Entscheidung starten lassen. Deshalb übernehmen wir als Presbyterium der VEK hier noch mal unsere Verantwortung.“

Die VEK bereitet sich schon seit zwei Jahren intensiv auf den Zusammenschluss mit der Ev. Kirchengemeinde Broich-Saarn links der Ruhr zur „Evangelische Brückengemeinde Mülheim“ vor, die am 01.01.26 gegründet wird. Der Schließungsbeschluss für die Pauluskirche ist aber eine Reaktion auf die aktuellen Finanzentwicklungen und unabhängig von den Fusionsüberlegungen.

Bei einer Dank-Veranstaltung für über 200 ehrenamtliche Mitarbeitende der Gemeinde am vergangenen Freitag – einen Tag nach Beschlussfassung – wurde die Entscheidung des Presbyteriums mit großem Bedauern aufgenommen. Dennoch zeigten die Ehren-amtlichen auch großes Verständnis für den Schritt und diskutierten die Nachricht bei der Feier, die dennoch einen fröhlichen Charakter hatte, mit Empathie.

„Die Gemeinde ist ein Haus aus lebendigen Steinen, so steht es in der Bibel. Und wir werden dafür sorgen, dass die gute Arbeit auch an anderer Stelle weitergehen kann. Wir können die Zeiten und Bedingungen, die uns zu diesem Schritt gezwungen haben, nicht ändern. Aber jede Veränderung ist auch die Chance für einen Neuanfang. Kirche war immer von Veränderungen betroffen und wird es immer sein – nicht unbedingt zu ihrem Nachteil.“ – macht Pfr. Sonnenberger Mut. „Gemeinde hat etwas mit Gemeinsam-keit zu tun. Und gemeinsam als Gemeinde wollen und werden wir auch in Zukunft viele schöne Stunden in den Räumen verleben, die uns zur Verfügung stehen. Die lebendigen Steine der Kirche sind wir!“

Das Presbyterium der VEK und der zukünftigen Brückengemeinde hat mit dem gefassten Beschluss einen klaren Arbeitsauftrag. In den verbleibenden 2,5 Jahren bis zum Wirksam-Werden des Beschlusses wird mit Nachdruck an einer guten und zukunfts-weisenden Lösung für alle bestehenden und zukünftigen Angebote gearbeitet werden.

Über die Nutzung des Gebäudes ab 2028 werden nun Gespräche beginnen, über deren Ergebnisse zu gegebener Zeit Informiert werden wird. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zurzeit hierzu noch nichts Konkretes sagen können.“ sagt Dietrich Sonnenberger. „Alle Gemeindeglieder laden wir ein, mit uns über die Zukunft der Gemeinde, auch der neu entstehenden Brückengemeinde, zu diskutieren und sich in die Gestaltungsprozesse einzubringen.“

Pauluskirche und Gemeindezentrum an der Witthausstraße
  • 02.07.2025
  • VEK
  • Red