Digitales Jubiläum: Fünf Jahre Streaming aus der Petrikirche

Die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde setzt in der Mülheimer Petrikirche mit ihrem Streaming-Angebot ein Zeichen für modernes und gemeinschaftsorientiertes Engagement. Seit 2020, bereits vor dem ersten Lockdown, ermöglicht ein ehrenamtliches Team die Live-Übertragung von Gottesdiensten – und das mit großem Erfolg.

Mit über 194.000 Aufrufen, einer Gesamtwiedergabezeit von 30.497,5 Stunden und aktuell 916 Abonnenten hat der YouTube-Kanal der Gemeinde (www.youtube.com/@vereinteevangelischekirche6695 ) Menschen weit über die Stadtgrenzen von Mülheim hinaus erreicht. Jede Woche schalten 25 bis 35 Zuschauer*innen live ein, in den Tagen danach kommen weitere 150 bis 300 Personen dazu. Die Zuschauer*innen stammen dabei nicht nur aus Deutschland (über 162.000 Aufrufe), sondern auch den Niederlanden, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und sogar aus Indonesien, Tansania oder den Seychellen.

Großen Respekt zollt Superintendent Michael Manz der Teamleistung der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde . „Es kann uns nichts Besseres passieren, als wenn durch ein solches Angebot mehr Menschen die Möglichkeit haben, am Gottesdienst teilzunehmen. Wir sollten die zusätzlichen digitalen Kanäle unbedingt nutzen, um unsere Botschaft zu verbreiten.“ Auch Pfarrer Dietrich Sonnenberger aus der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde sieht das so: „Das Streaming ist eine schöne Erweiterung unseres Angebots und keine Konkurrenz zur präsentischen Teilnahme am Gottesdienst“. „Die Liturgie im Gottesdienst wird übrigens nicht durch die Technik eingeschränkt, das war uns als Streaming-Team wichtig“, berichtet Teammitglied Jost Schenck. Nur ein kleiner Smiley neben einer der fest installierten Kameras erinnerte die Predigenden zu Anfang daran, dass die Gemeinde nicht nur in den Kirchenbänken, sondern auch vor dem Bildschirm sitzt.

Das Streaming aus der Petrikirche ist ganz überwiegend ein Ehrenamtsprojekt, die meisten Mitglieder des Streamingteams sind Freiwillige aus den Reihen der Gemeindemitglieder. „Einige haben sogar über die Mitarbeit im Streaming-Team wieder einen neuen Draht zur Gemeinde gefunden“, berichtet Matthias Turck. „Entscheidend war: Nicht nur Nerds können mitmachen. Nicht alle aus dem Streaming-Team waren schon immer technikaffin. Oft hilft die Gewissheit, dass wir uns als Support aus der Ferne aufschalten können, falls die Technik klemmt.“ Die Nerds im Team gibt es allerdings auch. Sie sorgen nicht nur für den Technik-Support, sondern haben auch eine Software entwickelt, mit deren Hilfe das Gemeindebüro den Gottesdienst-Ablauf direkt auf fertig gestaltete Inserts für dem Stream übertragen kann.

Rückmeldungen bekommt die Gemeinde teils ganz direkt über den YouTube-Chat, der während der Gottesdienste stets mitläuft – mit erfreulich wenig Moderationsbedarf, wie Streamer Jost Schenck berichtet. Und manchmal gibt es den Dank auch ganz analog – per handgeschriebenem Brief oder als „Care-Paket“ mit einer großen Ladung Müsliriegeln von einer begeisterten Zuseherin. Besonders dankbar angenommen wird das Streamingangebot auch von Familienmitgliedern bei Gottesdiensten zu Trauungen oder auch bei Beerdingungen. „Zum Beispiel, wenn die Familie der Braut in Schottland lebt oder wenn ein Trauernder selber im Krankenhaus liegt und nicht persönlich dabei sein kann“, sagt Pfarrer Dietrich Sonnenberger.

v.l.: Superintendent Michael Manz, Matthias Turck, Jost Schenck und Pfarrer Dietrich Sonnenberger in der Petrikirche (Bild: Stefanie Eisert / PR-Fotografie Köhring)

Von Gottesdiensten bis hin zu Rockkonzerten – das Team der Petrikirche hat in fünf Jahren eine Vielfalt an Veranstaltungen live gestreamt. Selbst in der Weihnachtszeit, wenn das Programm der Gemeinde besonders voll ist, schafft es das achtköpfige Team, alle wichtigen Events zu übertragen, auch die Kirchenmusik spielt dabei eine besondere Rolle.

Christoph Gerthner, Kantor der Petrikirche, zeigt sich beeindruckt: „Schon vor meinem Amtsantritt hatte ich von dem digitalen Engagement der Gemeinde und des ehrenamtlichen Streaming-Teams mitbekommen und freue mich, dass nicht nur Gottesdienste, sondern auch unsere Konzerte gestreamt werden. Kirche muss neue Wege zu den Menschen finden, und da ist das Streaming aus der Petrikirche vorbildlich.“

„Angefangen haben wir damals schon eine Woche vor dem großen Lockdown. Und fast fünf Jahre keinen einzigen Sonntag ausgelassen“, erklärt Matthias Turck, Team-Mitglied der ersten Stunde, stolz. Die Arbeit der Gruppe wurde durch großzügige Spenden unterstützt, mit denen auch die gesamte technische Ausstattung finanziert werden konnte.

Das Team blickt optimistisch in die Zukunft. „Aufhören war für uns nie eine Option, auch als Kirchen wieder öffnen konnten“, betont Jost Schenck, auch seit 2020 dabei. „Gottesdienst soll natürlich unmittelbare Gemeinschaft stiften – aber eben auch Menschen erreichen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht vor Ort sein können.“

Denn darum geht es dem Team: Menschen zu erreichen. Das Jubiläum ist für das Team deshalb nicht nur ein Grund zu feiern, sondern auch, das bestehende Angebot weiterzuentwickeln, um auch in den kommenden Jahren Menschen in Mülheim und darüber hinaus „virtuell“ in der Petrikirche begrüßen zu können.

Screenshot: YouTube-Stream aus der Petrikirche
  • 21.02.2025
  • VEK
  • Red