Aus vielen Tonnen Wachs werden Dosenlichter

Im dritten Jahr sammelt der Verein „DoVira Help Foundation“ alte Kerzen, aus denen in der Ukraine Dosenlichter entstehen. Mehr als 200 Sammelstellen gibt es inzwischen – viele von ihnen in Kirchengemeinden. Der Verein erneuert nun den Aufruf.

Fast jeden Tag verändert sich die lange Liste auf der Internetseite des Vereins „DoVira Help Foundation“ . Mehr als 200 Sammelstellen für Wachs listet Ralf Link inzwischen auf. „Die Hilfsbereitschaft reißt nicht ab“, sagt er beeindruckt. In der Weihnachtszeit 2022 rief der Hürther – damals gemeinsam mit einem Kölner Verein – zum ersten Mal zu Wachsspenden auf: Gebürtige Ukrainerinnen, die wegen des Krieges ins Rheinland geflüchtet waren, berichteten von Frauen in ihrem Heimatland, die aus Kerzenresten Dosenlichter herstellen. Sie erhitzen Wachs, gießen die Flüssigkeit in Dosen, nutzen einen Pappstreifen als Docht und verwandeln ein Abfallprodukt aus Westeuropa so in wertvolle Lichtquellen und Kochstellen.

Mehr als 141 Tonnen Wachs hat der Verein in die Ukraine geschickt

Ralf Link hatte sich auf seiner Suche nach Wachsspenden damals auch an die Evangelische Kirche im Rheinland gewendet – weil er an Kerzenreste aus Gotteshäusern dachte und an Kerzen von Adventskränzen aus Gemeindehäusern. Auf den Aufruf der Landeskirche reagierten 140 Gemeinden. „Wir waren begeistert und sind es auch heute noch“, sagt Ralf Link. Mehr als 141 Tonnen Wachs hat der Verein inzwischen gesammelt und auf den Weg in die Ukraine geschickt.

Bedarf an Kerzen und Wachsresten ist unvermittelt hoch

„Jetzt steht die Ukraine vor dem dritten Kriegswinter“, erinnert Ralf Link. Nach russischen Angriffen sei die Energieinfrastruktur massiv beschädigt. „Das ganze Land leidet unter einer enormen Stromknappheit. Rund 80 Prozent der Zeit falle der Strom durchschnittlich ganz aus. „Deswegen ist der Bedarf der Ukrainer an Kerzen und Wachsresten unvermittelt hoch und wird weiter ansteigen“, erklärt Ralf Link und startet einen erneuten Aufruf für Wachsspenden.

In Küchen und Hinterhöfen wird Wachs in Dosenlichter verwandelt

Bei der Versendung der Kerzenreste in die Ukraine kann der Verein inzwischen auf ein routiniertes System zurückgreifen: „Das ist viel Arbeit, aber der Einsatz lohnt sich“, ist sich Ralf Link sicher. Die Ehrenamtlichen sammeln Kerzenreste in NRW und Niedersachsen, Rheinland Pfalz und auch mal in Baden Württemberg oder dem Saarland ein. Sie verpacken den Wachs in Bananenkisten, stapeln ihn auf Europaletten und schicken ihn dann mit einem großen 40-Tonner-Lastwagen Richtung Ukraine. „Von dort aus werden die Kerzenreste in kleineren Paketen zu den mehr als 250 Dosenlichter-Macherinnen in der ganzen Ukraine geschickt“, erzählt Link. In Küchen und Hinterhöfen wird der Wachs dann in Dosenlichter verwandelt und unter die Leute gebracht. Dort sorgt ein Dosenlicht zwölf Stunden lang für Licht, ein bisschen Wärme und für die Möglichkeit, Essen oder Wasser zu erhitzen. Immer wieder erreichen den Verein in Deutschland Briefe mit Fotos, die Suppentöpfe und Kaffeetassen auf Dosenlichtern zeigen. Die Dankbarkeit bei vielen Familien in der Ukraine sei groß, weiß Link. Und die Nachfrage nach Wachs sei inzwischen deutlich höher als die Möglichkeiten des deutschen Vereins.

Es werden noch Gemeinden gesucht, die mitmachen

Deswegen ruft „DoVira“ – das ukrainische Wort für Vertrauen – nun erneut zu Wachsspenden auf. „Wir hoffen darauf, dass noch einige Gemeinden dazukommen. Die Arbeit und Verbreitung vor Ort ist sehr wichtig für die Hilfe“, sagt Ralf Link. Zumal viele Kerzenreste nach dem Advent in den Mülleimer wandern würden. „Aber sie können stattdessen noch ein zweites Leben als Dosenlicht bekommen“, erinnert der Ehrenamtliche.

Verein unterstützt Sammelstellen mit Tipps

Für Gemeinden, die an der Sammlung teilnehmen wollen, hat er ein kleines Informationspaket geschnürt – zu dem auch Vordrucke für Plakate gehören. Darauf informiert der Verein auch, dass sich Wachsreste in Glas, Keramik oder Metall nicht eignen. Dem Verein helfe es außerdem, wenn die Kerzenreste direkt in Bananenkisten gesammelt werden, damit sie schnell und unkompliziert den Weg in die Ukraine finden können. „Und dort sorgen sie dann mitten im Krieg für ein bisschen Wärme und Licht“, sagt Ralf Link. Er bittet Gemeinden, die sich an der Aktion beteiligen möchten, schon zum Sammlungsstart bei ihm zu melden – um die entsprechenden Informationen auf den Weg zu schicken und um den neuen Sammelort in der immer länger werdenden Liste auf der Internetseite des Vereins aufzunehmen.

Info: DoVira Help Foundation

Die „DoVira Help Foundation“ hat ihren Sitz inzwischen in Sundern. Dort lebt die Vorsitzende Natalja Franz. „Wir haben den Verein aber ganz bewusst überregional aufgestellt“, betont Ralf Link aus Hürth. Übrigens seien auch Spenden für den logistischen Aufwand sehr willkommen. Gemeinden, die in diesem Jahr eine Sammelstelle für Wachs anbieten wollen, können sich direkt bei Ralf Link melden: Telefon 0173 3544530 oder per Mail an ralf.link@dovira-help.de. Weitere Informationen über den Verein und Spendenmöglichkeiten gibt es hier .

  • 16.12.2024
  • Theresa Demski
  • Ralf Link