Schlusskonzert nach über 40 Jahren Kirchenmusik

Mit einem großen musikalischen Finale verabschiedet die Evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn ihren Kantor Detlef Hilder, der nicht nur in der Kirchenmusik Links der Ruhr, sondern auch gemeindeübergreifend als Kreiskantor tätig war. Ehe der Kirchenmusiker zu Anfang Februar seinen Ruhestand antritt, gibt es am Sonntag, 30. Januar, 17 Uhr, noch ein großes Konzert in der Evangelischen Kirche an der Wilhelminenstraße (2 G, Anmeldung über http://ev-kirche-broich-saarn.de/ ).

Die großen Oratorien wie Händels Messias oder Haydns Schöpfung, „Das lässt mein Herz schon höher schlagen“, verrät Detlef Hilder, der seit über 40 Jahren Kirchenmusik macht – seit 2005 in der Gemeinde Saarn (2011 fusioniert zu Broich-Saarn) und vorher 24 Jahre lang in Dümpten. Getreu der musikalischen Vorliebe darf es auch zum Abschlusskonzert harmonisch etwas opulenter werden: Gespielt und gesungen wird unter anderem John Rutters Bearbeitung des Chorals „Nun danket alle Gott“ für Bläser, Chor, Orgel und die singende Gemeinde. Als titelgebendes Stück des Abends gibt es „Es wird ein Stern aufgehen in Juda“ aus Felix Mendelssohn Bartholdys Christusoratorium. Mit dabei sind der Posaunenchor Saarn und der Projektchor Links der Ruhr, die Detlef Hilder in seiner Arbeit begleitet hat, außerdem Jan van de Laar (NL), bei dem der Mülheimer Kirchenmusiker studierte.

Mit dem Abschied aus der hauptamtlichen Kirchenmusik ist längst kein Schlussakkord gespielt. An 35 Gottesdiensten im Jahr, so viel ist sicher, wird Detlef Hilder auch als Ruheständler an Orgel und Flügel mitwirken. Für die musikalischen Momente zu Hause hat der 63-Jährige eine digitale Elektro-Orgel anschafft. Das elektronische Hightech-Instrument wird mit digitalen Klangsamples ausgestattet, die schon jetzt die Harmonien einer historischen niederländischen oder französischen Orgel ins Mülheimer Wohnzimmer holen. „Bald kommen noch die Daten für ein italienisches Instrument dazu“, freut sich der technikbegeisterte Kirchenmusiker.

Berührungsängste mit musikalischen Trends hat der Bald-Ruheständler nie gehabt. „Kirchenmusik umfasst immer die gesamte Bandbreite“, sagt er. Und meint damit traditionelle Orgelmusik und großen Oratorien ebenso wie jazzige Groves, Pop und Neues Geistliches Lied. „Das war zu meiner Ausbildung noch etwas Besonderes, heute ist es quasi Standard“, erinnert sich Detlef Hilder. „Es ist wichtig, dass wir uns in der Kirchenmusik immer wieder neuen musikalischen Stilrichtungen öffnen.“ Privat gibt es bei Detlef Hilder auch mal etwas Rockiges auf die Ohren, Led Zeppelin etwa oder „Pictures at an Exhibition“ von Emerson Lake and Palmer nach musikalischem Vorbild von Mussorgsky, „Das ist ganz groß“, findet der Kirchenmusiker.

Gemeindefusionen, Umstrukturierungen und Einsparungen und nicht zuletzt die Corona-Pandemie, auch Herausforderndes das Hat Detlef Hilder in seinem Berufsleben erlebt. „Und trotzdem gab es immer Menschen, die gerne mit anderen musizieren, die Gemeinschaft im Chor pflegen oder sich an großen Aufführungen freuen“, da fällt es nicht schwer auch als Kirchenmusiker die Motivation hochzuhalten.

Sein Berufsziel hatte für Detlef Hilder schön früh festgestanden. „Als Kindergottesdiensthelfer in der Johanniskirche wurde mir klar: ,So eine Orgel möchte ich auch einmal spielen können‘.“ Darauf folgte ein kurzer Beruflicher Umweg über eine Ausbildung als Chemie-Laborant, aber dann ein Kirchenmusik-Studium in Düsseldorf und in den Niederlanden, und schließlich die hauptamtliche Tätigkeit in Dümpten und zuletzt im dreiköpfigen Team gemeinsam mit Sven Schneider und Daphne Tolzmann in der Kirchenmusik Links der Ruhr. Nach dem Abschied von Detlef Hilder wird die Stelle von Sven Schneider auf 100 Prozent aufgestockt und der restliche Stellenanteil eingespart.

Neben der Arbeit in der Gemeinde war Detlef Hilder auch als Kreiskantor im Kirchenkreis An der Ruhr tätig. „Während der Corona-Pandemie haben wir etwa gemeinsam mit Kollegen an musikalischen Online-Aktivitäten und sicheren Möglichkeiten für Chorproben in den Kirchen gefeilt“, berichtet Detlef Hilder. Die Chance für große musikalische Auftritte mit Bands, Chören, Solistinnen und Solisten boten immer wieder die Gottesdienste der kreiskirchlichen Pfingstfeste, die zuerst 2000 in der MüGa und später im Witthausbusch und im Stadthallengarten. Als Kreiskantor koordinierte Detlef Hilder die musikalische Gestaltung der Open-Air-Gottesdienste.

Für die Freizeit an der frischen Luft und auch in den eigenen vier Wänden freut sich der scheidende Kantor nun auf viele neue Möglichkeiten: endlich mehr Zeit zum Fahrradfahren und auch für die Modelleisenbahn, Spur N, mit sicherlich noch einigen neu zu legenden Gleisen.

  • 17.1.2022
  • Annika Lante
  • Red