Die Evangelische Kirchengemeinde Heißen verabschiedet sich von Pfarrerin Anja Strehlau. Die 41-jährige Theologin zieht es nach Oberfranken, sie wird in der Gemeinde Trebgast eine neue Stelle antreten. In einem Interview zum Abschied blickt Pfarrerin Anja Strehlau auf die Zeit in Mülheim zurück. Pfarrerin Anja Strehlau wird in einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr, in der Erlöserkirche am Sunderplatz verabschiedet. Dazu lädt die Evangelische Kirchengemeinde Heißen herzlich ein.
Wie kommt es zu dem Wechsel nach Bayern?
Es ist die Heimatregion meines Mannes, wir waren dort regelmäßig im Urlaub, so reifte nach und nach der Gedanke, dass ein Wechsel dorthin etwas für uns sein könnte. Ich freue mich auf das Leben auf dem Land, dort ist es weniger laut als im Ruhrgebiet – auch die Mentalität der Menschen dort habe ich gleich geliebt.
Außerdem bin ich ja jetzt zehn Jahre in Heißen, es ist meine erste Pfarrstelle gewesen und da ist nun ein ganz passender Zeitpunkt gekommen, um sich noch einmal zu verändern. Das gibt mir neue Möglichkeiten, aber auch für die Gemeinde sind mit meinem Abschied neue Perspektiven verbunden.
Welche Momente prägen Ihre Erinnerungen an die Zeit in Heißen?
Ich habe hier eine Zeit erlebt und mitgestaltet, in der wir viel umstrukturieren mussten: zuerst die Schließung der Friedenskirche, dann eine neue Gottesdienstkonzeption und schließlich die pfarramtliche Kooperation mit der Lukaskirchengemeinde. Außerdem bin ich sehr froh, dass aus drei ehemals sehr eigenständigen Bezirken in Heißen jetzt wirklich eine Gemeinde zusammenwächst.
Besonders gerne blicke ich auf kreative Highlights zurück: Wir hatten einige Malworkshops, zum Beispiel mit dem Künstler Alfred Dade und es kommt noch eine Schreibwerkstatt mit Christina Brudereck aus Essen. „Kunst und Kuchen“ ist ein regelmäßiges Angebot in der Gemeinde. Da besuchen wir gemeinsam eine Ausstellung in der Region und berichten uns hinterher im Museumscafé, wie wir das erlebt haben. Dass dabei auch Glaubensthemen einfließen, das geschieht quasi ganz von selbst.
Was macht den Stadtteil Heißen in Ihren Augen aus?
Die Heimaterde ist schon ein besonderer Fleck. Viele Menschen hier sind sehr heimatverbunden und möchten gerne für immer hier bleiben. Aber sie können sich auch öffnen: Für unser Kirchenasyl hat sich ganz schnell ein tatkräftiger Helfer*innenkreis gefunden. Rund um die Gnadenkirche ist es schon etwas städtischer geprägt als auf der Heimaterde. Wir als Gemeinde bringen uns auch an beiden Orten etwas unterschiedlich ein: Die Angebote rund um die Erlöserkirche bieten viele Kontaktmöglichkeiten für Familien, an der Gnadenkirche gibt es mehr kulturelle Angebote, auch die Gemeindejugend hat dort ihr Zuhause.
Was werden Sie vermissen?
Natürlich die Menschen. Hier in der Gemeinde ist eine tolle Zusammenarbeit gewachsen, sowohl im Pfarrteam als auch mit den Jugendteamer*innen, mit denen wir einen tollen Konfi-Unterricht machen. Gut verzichten kann ich auf das Brummen der A40.
Sie sind mit 41 Jahren eine der jüngsten Pfarrerinnen im Kirchenkreis und haben auch in Bayern noch viele Berufsjahre vor sich. Wie muss die Kirche sich in Ihren Augen für die Zukunft aufstellen?
Die Kirche muss aus ihren Mauern raus und schauen, wo man die Menschen antrifft. Ich hätte auch bestimmt viele gute Ideen dazu, was man alles noch anbieten könnte. Aber darum geht es in meinen Augen nicht. Es geht darum, auf die Menschen vor Ort zuzugehen und zu fragen: ,Wofür braucht ihr die Kirche? Was ist für euch relevant?‘
Es ist schön, wenn Menschen aus der Kirchengemeinde etwas mitnehmen, was sie stark macht. Denn letztlich stärkt das auch unsere Gesellschaft. Ich habe das oft bei Angeboten rund um Kirche und Kultur erlebt. Da konnten Menschen gut andocken, die sonst nicht zum Kern der Gemeinde gehörten und für sich etwas mitnehmen. Letztlich kommt es aber nie auf äußere Formen an. Als Kirche müssen wir an immer wieder neu herausfinden, wo Gottes Geist gerade wehen will.