Energiekrise: Evangelische Kirche mahnt Schutz für arme Menschen an

Kirchenleitung veröffentlicht Thesen anlässlich des Nikolaustages

Düsseldorf. Mit einem dringenden Appell, Menschen in der Energiekrise davor zu schützen, Gas und Strom gesperrt zu bekommen und schlimmstenfalls ihre Wohnung zu verlieren, meldet sich Präses Dr. Thorsten Latzel zu Wort. Aus Anlass des Nikolaustages (6. Dezember) veröffentlicht die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland unter der Überschrift „Energiekrise und Armut“ Thesen zur aktuellen Situation und zum Handeln .

Warum diese Intervention anlässlich des Nikolaustages? „Am 6. Dezember erinnern wir an den antiken Bischof Nikolaus, der in Myra, heute in der südlichen Türkei, gewirkt hat. Spätere Legenden betonen seine soziale Ausrichtung, so soll er verarmten Familien geholfen haben, er soll bei einer Hungersnot gewirkt und Nahrung besorgt haben. Seine Person steht so für die tätige, konkrete Liebe zu den Schwächsten, wie Jesus Christus selbst sie gelehrt und gelebt hat“, erklärt Präses Latzel. An Bischof Nikolaus‘ soziale Tätigkeit erinnert der 6. Dezember. Die aktuell sehr hohen Energiepreise träfen unmittelbar jene Menschen in der Gesellschaft, die über keine Rücklagen und nur geringe Einkommen verfügen. „Deshalb nehme ich in diesem Jahr den Nikolaustag zum Anlass, auf die Folgen der Energiekrise für arme Menschen aufmerksam zu machen. Sie trifft Menschen in unserem Land, aber auch Menschen in ärmeren Ländern weltweit und ganz besonders jene Menschen, die in der Ukraine den Winter durchstehen müssen oder als Geflüchtete zu uns kommen.“

Menschen dürfen nicht in die Überschuldung geraten

In dem Papier heißt es u. a.: „Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, alles Notwendige zu tun, damit insbesondere Menschen mit geringem Einkommen ihre Lebenshaltungskosten weiterhin decken können, inklusive Heizung und Strom. Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass Menschen ihre Wohnung verlieren, dass Strom- und Gassperren entstehen. Die steigenden Energiekosten dürfen nicht dazu führen, dass Menschen in die Überschuldung geraten.“ Auch kleine und mittlere Unternehmen, die unverschuldet durch die Energiepreise in ihrer Existenz bedroht sind, müssten vom Staat unterstützt werden, so eine Forderung.

Gottes Fürsorge gilt Menschen in Not

Armen Menschen und Menschen in Not gelte Gottes besondere Zuwendung. Dies bezeugten viele biblische Texte. Die Gemeinde Gottes sei aufgerufen, Gleiches zu tun, unterstreicht Thorsten Latzel und verweist auf Verse aus dem Matthäusevangelium: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet.“ (Mt 25,35f.)

#wärmewinter: Kirche und Diakonie helfen

Die Kirchen nutzten ihre Ressourcen, um Menschen in der aktuellen Not beizustehen. Das geschieht über die Diakonischen Werke und die Kirchengemeinden z. B. in der bundesweiten Aktion #wärmewinter. Eine besondere Aufgabe haben dabei die Gemeinden, da sie in der Lage sind, soziale Netze vor Ort aufzubauen und zu stärken. „Die Kirche ruft alle Menschen, die es sich aufgrund ihrer Einkommenssituation leisten können, dazu auf, Hilfsmaßnahmen und direkte Hilfen an Bedürftige zu unterstützen“, heißt es in dem heute veröffentlichten Papier .

Weitere Diskussion zum Thema im Januar

Das von der Kirchenleitung veröffentlichte Dokument ist von der Fachgruppe Sozialethik der Evangelischen Kirche im Rheinland erarbeitet worden. Es wird auch bei der Tagung des obersten Leitungsgremiums der Kirche beraten werden. Die sogenannte Landessynode findet vom 15. bis 20. Januar 2023 in Düsseldorf statt.

  • 5.12.2022
  • Jens Peter Iven
  • EKiR