Netzwerk im Quartier trägt Ukrainehilfe

Hinweis der Redaktion: Dr. Thorsten Latzel, Präses der rheinischen Kirche, ist auf der vierten Etappe seiner #kanutourderhoffnung zu Gast im Café Johannis und lernt die Geflüchteten-Initiative KOMM kennen.

„Eigentlich“, sagt Katja Spitzer, „konnten wir auf nichts zurückgreifen außer auf unsere gute Vernetzung.“ Aber diese Vernetzung hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine im Osten Wuppertals organisatorisch schon auf soliden Füßen steht. In dieser Woche konnte die Gemeindepädagogin und Leiterin des „Hauses für Heckinghausen“ der Evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen bereits ein erstes Begegnungstreffen für ukrainische Flüchtlinge anbieten. Es kamen: 49 Menschen.

Katja Spitzer

Quartiersarbeit spielt im Gemeindeleben seit Jahren eine große Rolle. Seit ein ehemaliges Mädchenheim mit viel Eigenleistung von Gemeindegliedern saniert und 2013 als „Haus für Heckinghausen“ eröffnet wurde, sind dort nicht nur barrierefreie Wohnungen, ein Seniorentreff und das schon viel früher unter anderem Namen und an anderer Stelle gegründete Café Johannis untergebracht. Zugleich ist in dem Stadtteil so eine Anlaufstation entstanden, in der viele Fäden für gemeinschaftliches Engagement im Osten Wuppertals zusammenlaufen. Auch die von der Kirchengemeinde, dem CVJM und der Stadtmission getragene KOMM-Flüchtlingsinitiative hat hier einen regelmäßigen Stammtisch.

Auch ehemalige Flüchtlinge engagieren sich im Stadtteil

Als Anfang März angesichts der wachsenden Zahl an ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu einem ersten Koordinierungstreffen für alle Interessierten eingeladen wurde, kamen schon mehr als 30 Menschen ins Café Johannis. Viele waren von Anfang an mit im Boot: der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) beispielsweise, der mittlerweile die Gesamtkoordination übernommen hat, die örtliche Tafel und auch die Bürgerinitiative „Miteinander Füreinander“ . In ihr engagieren sich unter anderem ehemalige Flüchtlinge aus der Türkei, die dem Stadtteil auf diesem Weg etwas zurückgeben wollen von der Unterstützung, die sie einst selbst erfahren haben.

Fahrdienst, Kinderbetreuung, Erste-Hilfe-Sprachkurs

„Wir haben bei dem Treffen gleich neun Untergruppen gebildet“, erzählt Katja Spitzer. Die Gruppe „Hilfe und Spenden“ zum Beispiel hat sich um die Einrichtung eines Spendenkontos gekümmert und erstellt Bedarfslisten, damit auch wirklich nur das gespendet wird, was benötigt wird. Eine Gruppe ist verantwortlich für den Fahrdienst, der bei Bedarf ukrainische Flüchtlinge durch die Stadt fährt. Und für die im Café Johannis einmal wöchentlich geschaffene Begegnungsmöglichkeit stehen sowohl Übersetzerinnen und Übersetzer als auch eine Kinderbetreuung bereit, denn die meisten Geflüchteten sind Mütter mit Kindern. Auf besondere Weise bringen sich auch die ehemaligen Flüchtlinge von „Miteinander Füreinander“ ein: Sie bieten einen „Erste-Hilfe-Deutschkurs“ an mit den Sprachbrocken, die aus Sicht von Menschen auf der Flucht zur Erstorientierung in Deutschland besonders wichtig sind.

Mehr als 40 Helfende beim zweiten Koordinierungstreffen

Dass die Vernetzung in Heckinghausen so gut funktioniert, liegt an Menschen wie der Sozialarbeiterin Dorothee van den Borre. Weil sie stundenweise sowohl für die Gemeinde als auch den SkF und die KOMM-Initiative arbeitet, kann sie die unterschiedlichen Akteure schnell zusammenbringen. Beim zweiten Koordinierungstreffen wuchs die Zahl der Helferinnen und Helfer schon auf mehr als 40. Rechtzeitig zum ersten Dienstagstreff für die Menschen aus der Ukraine stellte der Lions Club Wuppertal gleich eine Palette mit Süßigkeiten vor die Türe. Auch die Nachbargemeinde Langerfeld hat sich schon in das Netzwerk eingeklinkt.

Dienstagnachmittag für Ukraine-Flüchtlinge reserviert

Fast 50 Kriegsflüchtlinge gleich beim ersten Treffen haben das Café im Haus für Heckinghausen fast schon an seine Kapazitätsgrenzen gebracht – auch wenn sich die Teilnehmenden später gut verteilt haben: auf die Spielangebote für Kinder draußen, den Sprachkurs und die Gesprächsrunden. Der Andrang bestätigt, wie groß der Begegnungsbedarf ist. Der Ukraine-Nachmittag im Café Johannis am Dienstag ist jedenfalls bis auf Weiteres gesetzt. „Herzliche Einladung!“ steht über dem vom SkF erstellten Flugblatt – selbstredend zweisprachig.

Die Einladung an Geflüchtete aus der Ukraine wird zweisprachig verteilt.

 

Lesen Sie hier, wie die Ukraine-Hilfe in rheinischen Gemeinden aussieht und wie Spenden und Hilfe hier koordiniert werden.

  • 16.3.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Katja Spitzer