2000 Mülheimer*innen stehen auf für Demokratie

Voll gepackt war der Rathausmarkt. Zum „Aufstehen“ für das „Lichtermeer für Demokratie“ hatte das Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ aufgerufen und rund 2000 Mülheimer*innen waren gekommen.

„Wir sind die Brandmauer“, begrüßte Michaela Rosenbaum, stellvertretend für das Bündnis die Besucher*innen der Kundgebung. – Und die hatten sich etwas einfallen lassen. „Marzipan statt Nazi-Wahn“ hieß es auf einem selbstgemalten Demo-Schild, „Kein Mölmsch für Faschisten“ auf dem Nächsten, auf einem anderen ganz grundsätzlich „Asylrecht ist Menschenrecht“ oder schlicht „Wählt Liebe“.

Die Wehrhaftigkeit der Demokratie betonte Superintendent Michael Manz in seinem Redebeitrag: „Da braucht es dieser Tage wirklich eine ,Brandmauer‘, die hält, was sie verspricht, damit nicht in Flammen aufgeht, was in 80 Jahren nach Kriegsende in diesem Land aufgebaut und geschafft wurde.“ Der Kirchenkreis An der Ruhr ist eine von vielen Organisationen, die das zivilgesellschaftliche Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ tragen.

Superintendent M. Manz (Foto: A. Köhring)

Superintendent Manz berichtete von den jüngst gefassten Synodenbeschlüssen der Evangelischen Kirche im Rheinland, die ausdrücklich kritisiert, dass aktuell sozialer Zusammenhalt und die Demokratie aufs Spiel gesetzt und geflüchtete Menschen für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert werden.

Orientieren solle man sich viel mehr an den Paulusworten (Gal 3,28): „Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbindung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden.“

Manz: „Das heißt: Wir alle sind Menschen. Geschöpfe eines Gottes, wie auch immer wir diesen Gott auch nennen mögen! Wir Christen wissen, was „Aufstehen“ bedeutet, was „Auferstehung“ bewirken kann!“ In Anspielung auf die ihm als Fußballfan vertrauten Stadiongepflogenheiten rief er die Besucher*innen der Kundgebung auf „Steht auf, wenn ihr Demokraten seid!“

Stadtdechant Michael Janßen schloss sich für die katholische Kirche dem Aufruf an. Es gelte, in Erich Kästners Sinne, den Schneeball zu zertreten, eher er zur Lawine werde. „Wir haben als Kirche keinen politischen Auftrag, aber wir haben eine Botschaft, die nicht ohne politische Folgen bleiben kann“, so Stadtdechant Janßen.

„Asyl ist ein fundamentales Recht, das geschützt werden muss“, betonte Integrationsratsvorsitzender Hassan Tuncer in seinem Redebeitrag. Dabei dürften auch Probleme nicht verschwiegen werden. Wer das tut, „treibt Menschen erst recht in Arme der Populisten“. Und die Antwort auf Probleme sei „niemals Hass“, sondern immer politisches Handeln.

Welche Grundsätze das gemeinsame politische Selbstverständnis ausmachen, das hatte das Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ im vergangenen Jahr in einer Resolution festgehalten. Dort heißt es unter anderem: „Wir (…) bekennen uns zu Vielfalt, Toleranz, Zusammenhalt und demokratischem Miteinander.  (…) Wir verurteilen Faschismus, (Rechts)-extremismus und rechtsradikales Gedankengut aufs Schärfste und werden unsere Demokratie hiervor verteidigen.“

Demokratiefest am 15. Juni

Um Vielfalt und Zusammenhalt zu feiern, wird das Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ am 15. Juni zu einem Demokratiefest auf die Mülheimer Freilichtbühne einladen.

Mehr: Evangelische Kirche zur Bundestagswahl

  • 10.02.2025
  • Annika Lante
  • PR-Fotografie Köhring, Annika Lante