Bei Dir, Jesus, will ich bleiben (eg 406)

Choralandacht | 15.01.2022 | 00:00 Uhr

Autorin: Sie sind wie zu einem Rockkonzert

zusammengekommen, um ihn zu sehen und zu hören. Rund 5000 Menschen sitzen am

Fuße und an den Hängen eines Berges. Alle freuen sich auf einen tollen Event,

auf den Mann, der etwas zu sagen hat. Seinetwegen haben viele von ihnen einen

weiten Weg auf sich genommen. Und da steht er. Der Gipfel des Berges ist seine

Bühne, alle können seine Worte hören. Sie lauschen gebannt den Worten Jesu. Sie

hören Dinge von Gott und vom Leben, die so ganz anders sind als das, was sie

bislang gehört haben.

Aber irgendwann bekommen die Menschen Hunger

und werden unruhig. Tja – wie will man 5000 Menschen satt kriegen? Denn die

meisten haben nichts dabei. Da nimmt Jesus zwei Fische und fünf Brote, bricht

alles in Stücke und lässt es verteilen. Keiner weiß in dem Moment, wie er das

macht, und wie es mit dem Teilen weiter geht. Das ist auch nicht wichtig,

schließlich werden alle satt. Und wer, wenn nicht Jesus, konnte so ein Wunder

vollbringen.

Musik 1: Titel: Herz und Herz vereint zusammen; Text: Nikolaus v.

Zinzendorf; Albert Knapp; Melodie: unbekannt; Chor:

Solistenensemble; Leitung: Gerhard Schnitter; Album: Nikolaus Ludwig Graf von

Zinzendorf | Herz und Herz vereint zusammen; Label: SCM Hänssler;

LC: 07224

Autorin: Die

vielen Männer und Frauen waren nicht nur körperlich durch das Brot und die

Fische gesättigt. Sondern auch ihre Seelen waren satt durch das, was Jesus

erzählte. Er tröstete die Traurigen oder ermutigte die Menschen, die sich für

eine gerechtere Welt einsetzten. Er stärkte das Selbstbewusstsein vieler als er

sagte, sie sollten ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, also sich selbst

nicht kleinmachen und sich auch nicht kleinmachen lassen. Jesus gab den Menschen

ein Gebet, in dem einfach alle Anliegen enthalten waren. Damit gab er ihnen ein

neues Verständnis vom Glauben. Das hatte offensichtlich für viele von ihnen

etwas Befreiendes, etwas Wohltuendes. Denn nach dieser Rede folgten ihm viele

Menschen und das nicht nur wegen der Brote und der Fische, sondern wegen der

Worte. Sie blieben bei ihm und folgten ihm. Sie erkannten, dass Jesus ihrem

Leben einen anderen Sinn und ihrer Seele Kraft geben kann. Genau mit diesen

Gedanken beginnt auch eines der bekanntesten Kirchenlieder.

Musik 2: Choral, Strophe 1: Titel: Bei dir, Jesus,

will ich bleiben; Text: Philipp Spitta; Melodie: unbekannt; Chor:

Solistenensemble; Leitung: Gerhard Schnitter; Album: Was Gott tut das ist

wohlgetan; Label: SCM Hänssler; LC: 07224

Sprecher

(overvoice):

Bei dir, Jesus, will ich bleiben,

stets in deinem Dienste stehn;

nichts soll mich von dir vertreiben,

will auf deinen Wegen gehn.

Du bist meines Lebens Leben,

meiner Seele Trieb und Kraft,

wie der Weinstock seinen Reben

zuströmt Kraft und Lebenssaft.

Autorin: Der

Liederdichter Phillip Spitta greift hier einen Satz Jesu auf. Der sagte einmal

zu seinen Freunden: Ich bin der Weinstock und Ihr seid die Reben. Die Reben

sind bis zur Ernte untrennbar mit dem Weinstock verbunden. Von ihm bekommen sie

die nötige Nahrung, den Saft, um zu wachsen und die Trauben reif werden zu

lassen. Jesus bezieht diese Eigenschaften auf sich und sagt: Ich gebe euch die

Kraft zu leben, ich gebe euch die Energie, den Lebenssaft. Natürlich nur, wenn

ihr an mir dranbleibt und euch nicht von mir trennt. Wenn ihr also bei mir

bleibt.

Kommen wir zurück zu der Geschichte von Jesus auf dem Berg und der Speisung der

5.000 Menschen. Auch da blieben viele bei ihm. „Wo ich bin, findet

ihr Gott,“ sagt Jesus noch, „kommt zu mir, vertraut mir, ich kann euren Hunger

und Durst nach Leben stillen.“ Ein wenig später bringt er es auf den

Punkt: “Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt,

der wird nicht hungern.“

Musik 2: Choral, Strophe

2

Sprecher (overvoice):

Könnt ich’s irgend besser haben

als bei dir, der allezeit

soviel tausend Gnadengaben

für mich Armen hat bereit?

Könnt ich je getroster werden

als bei dir, Herr Jesu Christ,

dem im Himmel und auf Erden

alle Macht gegeben ist?

Autorin: Nicht

nur Brot zum Essen, sondern auch Trost, Ermutigung, Hilfe, Bewahrung,

Errettung, all das sind Gnadengaben, von denen Phillipp Spitta spricht. Für den

Liederdichter gibt es keinen, der mehr Trost spenden könnte als Jesus, dem im

Himmel und auf Erden alle Macht gegeben ist. Jesus drückt es anders aus. Er

sagt den Menschen, die ihm nach der Brotvermehrung folgen:

Sprecher: „Wer

zu mir kommt, der wird niemals wieder hungrig sein, wer an mich glaubt, wird

nie wieder Durst haben. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen, ich

werde ihn nicht hinausstoßen. Denn ich bin nicht vom Himmel gekommen, um zu

tun, was ich will, sondern um den Willen des Vaters zu erfüllen, der mich

gesandt hat.“

Autorin: „Wer

zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Das ist die Losung für das vor uns

liegende Jahr. Sie ist für viele Christinnen und Christen ein Bibelvers, der

sie durch die Tage, Wochen und Monate führt und der sie begleitet. „Wer zu mir

kommt, den werde ich nicht abweisen“. Abgewiesen werden, ist keine schöne

Erfahrung: Wie viele Türen blieben verschlossen, obwohl jemand im Haus war. Wie viele

Menschen reden einfach nicht mit mir, obwohl ich ihnen freundlich begegne. Wie

viel Hilfe bleibt mir verwehrt, obwohl ich sie dringend bräuchte. Jesu Satz

verstehe ich als eine Einladung. Er zeigt mir, dass er ein guter Gastgeber ist

und dass er immer ein offenes Haus hat. Ganz gleich, ob ich einfach nur auf ein

Bier oder zum Fußballgucken vorbeikomme oder Sorgen und Nöte mitbringe. Bei

Jesus bin ich immer willkommen. Keine verschlossene Tür hindert mich an der

direkten Begegnung mit ihm. Und dann? Ja, dann gibt es erst einmal was zu essen

und zu trinken und wir reden miteinander, lernen uns kennen oder sprechen über

die Dinge, die mich, die uns bewegen. So erzählen es viele biblische

Geschichten. So klingt es im Choral von Phillip Spitta an: bei Jesus bekommen

wir Brot, Trost, Ermutigung, Hilfe, Bewahrung und Errettung. Der Liederdichter

bezeichnet all das als Gnadengaben. Und – ja – auch die Errettung gehört dazu.

Denn Jesus sagt denen, die an ihn als den Sohn Gottes glauben, das ewige Leben

zu.Das ist eine Kernaussage des Neuen Testaments.

Musik 2: Choral, Strophe 3

Sprecher

(overvoice):

Wo ist solch ein Herr zu finden,

der, was Jesus tat, mir tut:

mich erkauft von Tod und Sünden

mit dem eignen teuren Blut?

Sollt ich dem nicht angehören,

der sein Leben für mich gab,

sollt ich ihm nicht Treue schwören,

Treue bis in Tod und Grab?

Autorin: Vielleicht

braucht es Mut, zu Jesus zu kommen, ihn quasi zu besuchen und ihm zu begegnen.

Warum? Zunächst – ganz einfach – er ist nicht da. Er sitzt nicht vor mir wie

meine Freundin, die ich besuche. Ich kann ihn nicht umarmen wie einen realen

Menschen. Ich brauche also den Glauben, dass er tatsächlich bei mir ist und mir

zuhört. Selbst, wenn ich ihn nicht sehe, rieche, fühle. Das ist nicht einfach.

Glauben ist nicht einfach. Doch Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich

nicht abweisen.“ Das ist für mich ein Versprechen. Jesus ist da, er heißt mich

willkommen mit allem, was ich habe, bin und mitbringe. Mit Gutem wie mit

Schlechtem. Weil ich glaube, vertraue ich mich Jesus an. Damit erfahre ich

Frieden und Sicherheit.

Jesus lädt in der Jahreslosung alle Menschen

ein, diesen Schritt zu machen. Er verspricht Segen und Schutz: „Wer zu mir

kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Vielleicht antworten viele dann mit dem

Lied von Phillip Spitta: Bei Dir, Jesus, will ich bleiben.

Musik 2: Choral, Strophe 1

Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

  • 15.1.2022
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